Lagertha
Ihr Blick wanderte durch die Menge. "Ihr könnt gehen, das Thema hat sich erledigt." wies sie die Dorfbewohner an, bevor sie Brenna bedeutete, ihr zu folgen. Erst in den vertrauten vier Wänden ihres Elternhauses erhob Lagertha wieder die Stimme. "Es ist mehr, hab ich Recht? Du magst ihn." vermutete sie leise, mit schwer deutbarer Stimme. Ein wenig fürchtete sie sich vor der Antwort. Was, wenn Brenna sich in den Plünderer verliebt hatte? Sie wusste, wie verführerisch die "bösen" Männer waren, sie war ja selber mit einem verheiratet. Und zufälligerweise war Eirik sogar dessen Halbbruder.

Lagertha
Und damit hatte Brenna sich in die Sch*iße geritten. Ihre Antwort verriet Lagertha mehr, als Brenna auch nur ahnte. "Wenn dem so ist... Solltest du vielleicht versuchen, ihn besser kennen zu lernen. Dir scheint er ja nichts tun zu wollen. Immerhin hast du bereits mehr Treffen mit ihm überlebt als ich Kinder zur Welt gebracht hab." Sie zwinkerte Brenna kurz zu und ging dann zur Tür. "Du solltest nur Acht geben, dass der Jarl nicht allzu viel davon mit bekommt." Mit den Worten verließ sie den Raum und ging hinüber in die große Halle, um ihren jähzornigen Gatten zu beruhigen.

Eirik
Es waren wieder einige Wochen - und mit ihnen einige erfolgreiche Raubzüge - ins Land gezogen, seit Eirik den Pakt mit Jarl Ragnar geschlossen hatte. Doch der Winter kam und Eirik wollte seine letzte Belohnung abholen, bevor die Buchten so vereist waren, dass sie nicht mehr segeln konnten. Der Wind trieb Tränen in seine Augen und brannte leicht in der Schnittwunde über seinem Auge. Dieses mal war er nicht gänzlich unverletzt davon gekommen, doch die Wunde heilte bereits wieder. Wenn das Treffen vorüber war, würde nichts mehr zu sehen sein. Mit flottem Tempo segelten sie auf Kattegat zu. Es dauerte nicht lange, bis sie anlegten und Eirik auf das Holz des Steges sprang. Zuerst suchte sein Blick das honigblonde Haar Brennas, doch er entsann sich eines besseren und sah den Jarl an. "Was wollt ihr?" fragte Ragnar gelangweilt von dem Auftreten der Wikinger, welches das Dorf in Staunen versetzt hatte. Floki, oben auf dem Kopf des Drachen, der den Bug des Bootes zierte, sitzend, lachte. "Er will seine Beloooohnung." kicherte er und warf einen weißen Beutel vor Eiriks Füße. Nun, der Beutel war einmal weiß gewesen. Nun war er mit klebrigem Blut befleckt, welches schon langsam braun wurde. Eirik kickte den Beutel zu Ragnar hinüber, welchen ihn mit skeptischen Blicken öffnete. Heraus zog er den Kopf eines Jungen, die engelsgleichen Locken blutverklebt und das Gesicht massiv entstellt. "Ihr habt Jarl Borgs Sohn getötet?" fragte Ragnar. "Nicht nur seinen Sohn." entgegnete Eirik. "Für den Jarl selber blieb uns jedoch leider keine Zeit mehr. Der Drache griff an. Wir sind knapp mit dem Leben davon gekommen." log Eirik, zumindest was ihn selbst betraf. "Dennoch... Ihr müsst diesen Winter wohl keinen Hunger fürchten... Wenn Ihr den entsprechenden Preis zahlt." Ragnar lachte. "Ich entscheide über Preise." konterte er scharf. "Tu nicht so, Bruder. Ich weiß, dass Lebensmittel bei euch knapp sind. Sonst hätte ich mir längst welche genommen." Eirik zwinkerte dem Jarl spöttisch zu, bevor er einem seiner Männer zunickte. Dieser hob einen schweren Sack an und trug ihn von Bord, bevor er ihn vor Lagertha abstellte. "Seht es als Zeichen meiner Güte." kommentierte Eirik. "Mit besten Grüßen von Jarl Borg. Er wünscht uns alle nach Udgard, unwissend, dass wir eine... Allianz haben." Man sah deutlich, dass Ragnar nicht so ganz wusste, was er von dem Ganzen halten sollte. Doch ein Blick in die Menge schien ihn zu überzeugen. "Ihr sollt belohnt werden. Was wollt ihr haben?" "Eure Frauen!!!" kreischte Floki, doch Eirik bedeutete ihm zu schweigen. "Hört auf, uns wie Aussätzige zu behandeln. Das ist alles, was ich will." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zurück an Bord, um die Abladearbeiten zu koordinieren.

Lagertha
Als Brenna neben ihr auftauchte, wandte Lagertha den Blick von dem Schädel ab. Der Gedanke, dass das ihr Sohn sein könnte, hätte sich der Plünderer anders entschieden, jagte ihr Schauer über den Rücken. Niemals wollte sie Bjorn so sehen. "Er hat Jarl Borgs Sohn getötet. Und der Jarl hat jetzt den ganzen Winter Zeit, Rachepläne zu schmieden. Denn Eirik und seine Männer werden nicht mehr segeln." erklärte sie Brenna leise. "Ich denke, wir sehen ihn erst im Frühjahr wieder, wo er sich hoffentlich noch an das Abkommen erinnert. Leider haben wir nichts, was ihn ernsthaft zum Bleiben animieren würde...." Lagertha warf Brenna einen beschwörenden Blick zu, bevor sie im Richtung der Halle davon ging. Sie musste sich um ihre Kinder kümmern.

Eirik
Sein Blick folgte den Waren, als diese abgeladen wurden, wobei er jedoch unweigerlich Brenna streifte. Er nickte ihr kurz zu, bevor er sich in Richtung des Bugs des Langbootes aufmachte, um Floki zu sprechen. Die beiden führten ein kurzes Gespräch, wobei sich Flokis Blicke immer wieder in Brennas Richtung verirrten. Eiriks Miene wurde finsterer und Floki kicherte, bevor er vom Drachenkopf kletterte und sich in das Heck des Schiffs trollte. Eirik blieb vorne stehen und ließ den Blick über Kattegat schweifen. So hatte er sich seine Zukunft eigentlich nicht vorgestellt...

Eirik (Drache)
Der Schnee knirschte unter den Schuppen seiner Tatzen, als er sich dem Tümpel näherte. Ein Drache zu sein, hatte durchaus seine Vorteile. Mit seinem Feueratem erwärmte er das Wasser, bevor er sich hineingleiten ließ. Sanfte Dampfwolken stiegen gen Himmel und brachten den Schnee um den Tümpel herum zum Schmelzen. Eirik mochte den Winter nicht so. Er fror zwar nicht, doch egal wo er als Drache den Fuß hinsetzte, schmolz der Schnee. Und als Mensch baden zu gehen, mochte er bei den Temperaturen schonmal gar nicht. Er war gerade eingedöst im warmen Wasser, als das Knirschen des Schnees die Ankunft eines Menschen verriet. Sofort schnellten die inneren Augenlieder, die er vorher geschlossen hatte, auf und er hob den Kopf an. Rauch stieg aus seinen Nüstern, als er sich darauf vorbereitete, um sein Leben kämpfen zu müssen. Doch das Gesicht, das zwischen den Bäumen auftauchte, war kein unbekanntes. Fragend drehte der Drache den Kopf schief und beobachtete das Mädchen. Was machte sie denn bei den Temperaturen hier draußen?

Eirik
Als er bemerkte, dass sie keine bösen Absichten hegte, erstickte der Rauch und er senkte den Kopf. Langsam bewegte er die Nase auf sie zu, den Kontakt suchend. Ihre Hand fand, etwas zögerlich, seine Nüstern und er stellte den geistigen Kontakt her. "Was macht ein so schnell erfrierendes Wesen wie du hier so tief im Wald bei den Temperaturen?" Seine tiefe Stimme sauste durch ihren Kopf. Er spürte das ihm entgegengebrachte Misstrauen, aber auch die Freude, ihn zu sehen. Ein kalter Windstoß sauste über die Lichtung. Kurz hob der Drache den Kopf und sah zum Himmel, bevor er wieder seine Nase an ihre Hand legte. " Ein Schneesturm zieht auf. Er wird uns erreichen, bevor du deine Heimat erreichen kannst. Was tun Menschen bei einem Schneesturm, wenn sie alleine in der Wildnis sind?" Interesse spiegelte sich in seinen Worten wieder, sowie einige Ideen, die in Gedankenfetzen an sie herüber getragen wurden. Er überlegte, wie er ihr helfen könnte.

Eirik
Ihre Unsicherheit entlockte ihm ein amüsiertes Schnauben. "Wir suchen uns eine Höhle... Oder kugeln uns einfach zusammen." Erneut hob er den Kopf und hielt die Nüstern in den Wind. "Es scheint, als würde das nicht mehr möglich sein." Die ersten Schneeflocken bahnten sich ihren Weg durch den Dampf und fielen in Form von Tropfen auf Brenna und den Drachen herab. Eirik brachte die Beine unter seinen Körper und stemmte sich aus dem Wasser hoch. Wasser strömte rauschend an ihm herab und offenbarte die klaren schwarzen Schuppen. Kurz drückte er seine Nase wieder an ihre Hand. "Wenn du es mir erlaubst, werde ich heute Nacht auf dich aufpassen. Wenn der Sturm vorüber ist, kannst du wieder nach Hause gehen." bot er an und streckte kurz die Flügel, bevor er diese sauber auf seinem Rücken zusammen faltete. Langsam trat er aus dem Tümpel und schritt um Brenna herum, bevor er sich auf die Seite legte. Mit dem Schweif schob er Brenna so sanft wie möglich an seinen Bauch heran. "Mach es dir da einfach so bequem wie möglich." Dann legte er seinen Schweif um sich und das Mädchen herum, den Kopf auf die innere Seite des vom Schweif gezogenen Kreises und spannte den oberen Flügel über Brenna und seinen Kopf hinweg wie ein Zelt. "Du kannst dich auf mein Bein legen. Ist zwar nicht gerade weicher als der Boden, aber etwas erhöht und warm." Das eine blauen Auge, was sie sehen konnte, sah freundlich zu ihr hinüber. Im Inneren des "Zeltes" war es angenehm warm. Eirik spürte, wie die Kälte versuchte, einzudringen, doch seine Körperwärme siegte.