PRS von Schattenschwingen und mir

Eirik
Das sanfte Plätschern des Wassers auf den Steinen riss Eirik aus dem Schlaf. Müde und verspannt setzte er sich auf. Die Sonne war noch nicht ansatzweise über den Bergen am Rande des Meerarms aufgegangen, doch er hatte ein seltsames Gefühl. Schnell sprang er auf, rückte seine Tunika zurecht, damit sie aufhörte unter den Achseln zu kneifen und eilte zum Rand des Langbootes. Er hatte die Nacht an Bord verbracht. Während alle anderen sich in den warmen Hütten wohl fühlten, fühlte Eirik sich eingeengt und gefangen. Von daher nutzte er oft die Bootswache, um draußen zu sein. Selbst wenn er schlief, unter seinem Hintern würde ihnen das Boot schon niemand wegstehlen. Noch war die Bucht mit Nebel bedeckt, doch der Wind trug die Geräusche von Wellen herüber, die sich am Bug eines Langbootes brachen. Scheinbar besuchte eine größere Gruppe Kattegat. Eirik kniff die Augen ein wenig zusammen, um besser sehen zu können. Tatsächlich, es waren drei Langboote in den Farben Jarl Borgs. Eirik schnaubte. Was erhoffte sich der Feigling denn hier in Kattegat? Er glaubte doch nicht etwa, dass Ragnar Lothbrok ihm helfen würde, sich gegen Eiriks Leute zu stellen? Der junge Krieger sprang über die Reling auf den Steg und machte sich daran, möglichst leise seine Männer zu wecken. Er wollte einen Spähtrupp zusammenstellen, der die Lage überprüfen sollte. Die Männer standen auf, ohne auch nur einen Mucks zu machen. Der Nebel schluckte zwar einiges an Geräuschen, doch sie durften auf keinen Fall entdeckt werden. "Floki, Tormund, Kalle und Stinker, ihr kommt mit mir. Fünf andere versuchen, auf die andere Seite der Bucht überzusetzen und sich von dort zu nähern.. Wir greifen nicht an, sondern beobachten." befahl Eirik und schwang sich auf den Rücken seines Kaltblut-Schecken. Der Hengst drang direkt vorwärts und trug Eirik durch den Wald in Richtung Kattegat.

Lagertha
Die Frau des Jarls war bereits einige Stunden wach, als die Meldung über die Ankunft des Jarls kam. Wo Ragnar schon wieder steckte, wusste sie nicht. Schnell machte sie ihren Kindern Frühstück, sah sich nach ihrer Schwester um, doch konnte sie nicht finden. "Dann eben alleine. Bjorn, Gyda, kommt! Wir empfangen euren zukünftigen Onkel." erklärte sie lächelnd, nahm den Jungen auf den Arm und schob Gyda sanft vor sich her in Richtung des Stegs. Wie sie erwartet hatte, war Ragnar noch nicht da. Typisch. Die Langboote wurden festgebunden, der Jarl sprang auf den Steg. Doch bevor Lagertha das Wort erheben konnte, spürte sie eine Hand auf ihrer Hüfte. "Jarl Borg, es ist uns eine Ehre, Euch in Kattegat willkommen zu heißen." klang die tiefe, leicht schelmische Stimme ihres geliebten Mannes neben ihrem Ohr. Er war mal wieder in letzter Sekunde wie aus dem Nichts aufgetaucht. Lagertha verkniff sich ein Lächeln, zwickte Ragnar aber leicht in die Seite. Er wusste, dass sie es nicht leiden konnte, wenn er sowas tat. Der andere Jarl kam lächelnd auf sie zu. "Jarl Ragnar Lothbrok. Und die wunderschöne Lagertha. Es ist mir eine Ehre, hier sein zu dürfen." Bjorn zappelte auf ihrem Arm, sodass Lagertha ihn absetzte. "Bitte, folgt uns doch." Sie wandten sich zum Gehen. "Torbjorn, mach die Scheune für die Männer des Jarls fertig!" befahl Ragnar im Vorbeigehen einem seiner Männer. "Wo ist denn meine wunderschöne Verlobte?" fragte der Jarl und Lagertha konnte deutlich die Gier in seinen Augen sehen. Sie hatte Ragnar gesagt, was sie von dieser Verbindung hielt, doch ihr Gatte hatte sich nicht überreden lassen. Diese Verbindung war seiner Meinung nach zwingend nötig, um Gotland unter Kontrolle zu kriegen und außerdem die Männer dieses Plünderers, Eirik Drakonsson, zu bezwingen. "Sie... bereitet sich vor. Sie wollte Euch überraschen, wenn ihr Euch im Antlitz der Götter begegnet." suchte Lagertha schnell nach einer Ausrede. Wo steckte sie nur?

Lagertha
Sobald Ragnar den Jarl mit in die große Halle genommen hatte, machte sich Lagertha auf die Suche nach ihrer Schwester. Doch im Dorf trug die Suche keinerlei Früchte. Niemand hatte Brenna gesehen. Doch Lagertha kannte ihre Schwester. Schnell holte sie Smörre, das etwas dickliche Kaltblut der Familie, aus dem Stall, zäumte es und saß auf. Smörre trug die blonde Schildmaid sicher aus dem Tal heraus und den Berghang hinauf. Und ihre Ahnung erwies sich als korrekt. Sie fand Brenna dort, wo sie vor ihrer eigenen Hochzeit gemeinsam das Meer beobachtet hatten, darauf wartend, dass die zahlreichen Gäste eintrafen. Leise saß sie ab und band Smörre an einem Baumstamm fest. "Brenna, Liebes." begann sie. "Ich habe mir Sorgen gemacht." Als größere Schwester war das nunmal so. Lagertha sorgte sich immer um Brenna. "Ist alles in Ordnung bei dir?" Langsam kam sie näher zu ihrer Schwester.

Eirik
Der Krieger näherte sich dem Dorf von Norden. Bereits vor einigen Kilometern hatte er sein Pferd zurückgelassen und war zu Fuß durch den Wald geschlichen. Das plötzliche Sirren eines Pfeils ließ ihn beinahe zusammenzucken. Reflexartig kauerte er sich ins Gebüsch und wartete ab, die Hand am Beil. Doch es schien nur ein Irrläufer gewesen zu sein, denn keine weiteren Pfeile folgten. Eirik setzte seinen Weg langsam fort. Schon bald sah er die Schützin. Sie stand still, schoß dauernd auf einen Baum. Der Krieger entschied, sich bedeckt zu halten. Ihr Ziel war es, unbemerkt herauszufinden, was Sache war. Und als dann auch noch die Frau des Jarls auftauchte, wurde es für ihn natürlich erst recht spannend.

Lagertha
Ein mitfühlendes Lächeln zeigte sich auf Lagerthas Lippen, während sie ihre Schwester in eine sanfte Umarmung zog. "Jarl Borg ist wirklich ein toller Mann. Er ist edelmütig, ein starker Krieger und ein sehr wichtiger Verbündeter. Ragnar kennt ihn schon sehr lange. Du wirst es schon gut haben." versprach sie ihrer Schwester leise. Sanft wiegte sie das Mädchen hin und her. "Nur wer weg läuft, hat etwas zu befürchten. Wer sich seinem Schicksal stellt und es annimmt, wie es kommt, der steht in der Gunst der Götter." fuhr sie lächelnd fort. "Und nun komm. Wir müssen dich noch herrichten. Immerhin soll Jarl Borg denken, er würde Freya höchstpersönlich sehen, wenn du auf den Steg trittst."

Lagertha
Während Brenna die Pfeile einsammelte, band Lagertha Smörre los und saß auf. Dann reichte sie Brenna die Hand, um sie hinter sich auf den Rücken des Pferdes zu ziehen. Der Weg zurück nach Kattegat war schnell hinter sich gebracht und Lagertha brachte Brenna zu der Hütte, in der sie gewohnt hatten, bevor Ragnar sie geheiratet hatte. Die Hütte beherbergte nun Siggy, eine ältere, aber stets sehr freundliche Frau, deren Mann vor Ragnar Jarl gewesen war. Auch wenn die Machtübergabe Opfer gefordert hatte, hatte Siggy sich nun mit Ragnar als Jarl und Rollo als Liebhaber abgefunden. Doch dieser war momentan nicht zuhause. "Siggy, hast du das Kleid bereit?" fragte Lagertha schon im Reinkommen. "Aber selbstverständlich!" antwortete die Frau aus dem Hinterzimmer des Hauses und kam mit einem wunderschönen Kleid in einem hellen Blau zurück. Mit goldenem Faden waren Muster eingewebt und die Schultern wurden von einem dicken Wolfsfell gewärmt. "Den Wolf hab ich persönlich erlegt." informierte Lagertha ihre Schwester lächelnd und drückte sie sanft in die Mitte des Raumes, sodass beide Frauen den Platz hatten, um an Brenna herumzuwerkeln. Immerhin musste die junge Dame noch gewaschen, geschminkt, frisiert und eingekleidet werden. Und Lagertha hatte bereits perfekte Pläne.

Eirik
Kurz spürte er den Blick des Mädchens auf sich und erwartete schon, entdeckt zu werden. Mit festem Blick starrte er zurück, doch das Mädchen wandte sich zum Gehen. Eirik schob das Beil hinter seinen Gürtel und erhob sich langsam. Er wollte ihnen noch ein Stück folgen. Doch soweit er es richtig verstanden hatte, würde dieses Mädchen Jarl Borg heiraten. Jetzt musste der Krieger nur noch herausfinden, in welcher Beziehung das Mädchen zu Ragnar Lothbrok stand, um zu erraten, wie die Zukunft aussehen würde. "Bei den Göttern." brummte er leise, als ihm auffiel, dass es Lagertha gewesen war, die das Mädchen geholt hatte. Sie war doch nicht etwa die Schwester der Braut? In geduckter Haltung schlich Eirik den beiden hinterher, so, dass er nicht zu sehen war.

Lagertha
Die blonde Frau freute sich, dass ihre Schwester sich nicht zur Wehr setzte. Während Siggy ihr die Haare zu einer kunstvollen Frisur flocht, schnürte Lagertha das Kleid und machte sich daran, Unreinheiten in der Haut ihrer Schwester zu entfernen oder zu überdecken. Mit schwarzem Kohlestift umrahmte sie die grau-blauen Augen. Sie hatte gerade die letzte Linie gezogen, als draußen die Trommeln erklangen. Siggy lächelte ein letztes Mal, küsste Brenna auf die Stirn und strich eine einzelne Strähne in die Frisur. "Alles Gute, meine Liebe." flüsterte sie, bevor sie aus der Hütte eilte, um noch einen guten Platz zu erhaschen. Lagertha spürte ein Kribbeln in den Augen und merkte, wie diese sich mit Tränen füllten, während sie ihre Schwester betrachtete. "Du bist so schnell groß geworden." flüsterte sie mit brüchiger Stimme. Sanft nahm sie Brennas Hand und führte die Braut nach draußen. Eigentlich wäre das die Aufgabe der Mutter gewesen, doch da ihre Eltern früh verstorben waren, übernahm Lagertha diese Rolle, während Ragnar die Rolle des Vaters übernehmen würde und das Band um Brennas und Jarl Borgs Hände wickeln würde, als Zeichen des Bandes, das sie von da an verbinden würde. Die Trommeln schlugen lauter und Gesang setzte ein. Lagertha führte Brenna zum Steg, an dessen Ende Jarl Borg bereits wartete. Seine Augen waren auf Brenna fixiert und die Verwunderung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Neben Ragnar blieb Lagertha stehen. Dieser wartete am Anfang des Stegs auf die Braut und sie selber. Jarl Borgs Männer standen auf den Langbooten, schlugen die Trommeln und mit den Schwertknäufen rhythmisch auf ihre Schilde. Wie aus einem Mund begannen die Männer zu singen. Ein kalter Schauer rann Lagertha über den Rücken. "Warum tun sie das?" zischte Lagertha ihrem Mann zu. Das Lied des Drachen war verboten! Es brachte nur Unheil! "Entspann dich, Weib. Der Drache ist tot, getötet von deinem Onkel. Lass sie singen, wir haben nichts zu befürchten." gab Ragnar zurück, in seiner typischen entspannten, wenn auch leicht höhnischen Art. Lagertha wusste, dass es sich nicht gegen sie richtete, denn Ragnar hatte schon lange eine Abneigung gegen ihren Onkel. Die Kriegerin knirschte mit den Zähnen, ging dann aber langsam los, Brenna noch immer an der Hand. Die Schritte der drei, Jarl, Frau des Jarls und Braut, klangen auf dem Holz des Steges. Sie waren ungefähr auf der Mitte, als ein markerschütterndes Brüllen erklang, dicht gefolgt von einem Donnern und dem Rauschen von Luft.
Die Welt erstarrte. Plötzlich war Lagertha nicht mehr an der Seite Ragnars, sondern kauerte in einem kleinen, hölzernen Verschlag an der Hütte ihrer Eltern. Um sie herum stand die Welt in Flammen. Sie hörte Schreie und die Luft war erfüllt vom schweren, süßen Geruch brennendes Fleischs. Das gerade zehn Jahre alte Mädchen packte das hölzerne Schwert und das kleinen Schild fester. Obwohl sie Angst hatte, gab es für sie nur eins: Das dreijährige Mädchen schützen, dass hinter ihr im Lehm lag. Das war ihr Befehl und eine Schildmaid tat immer, was ihr befohlen wurde. Dass das die letzten Worte ihres Vaters an sie waren, konnte sie noch nicht ahnen. Die Luft bebte von dem Schlagen der riesigen Schwingen, als der Drache über sie hinweg flog. Sie konnte seinen Bauch sehen. Schlank, wendig und mit grünen Schuppen bedeckt. Die Ältesten sagten, es sei ein Weibchen. Lagertha warf Schild und Schwert beiseite und nahm den kurzen Reiterbogen, der zwei Meter vor ihr im Dreck lag. Mit aller Kraft zog sie die Sehne hinters Ohr und schickte den Pfeil auf seine Reise, gemeinsam mit dem kindlichen, hohen Kampfschrei. Der Bogen schnellte dabei nach vorne, brach ihr zwei Finger. Tränen traten in ihre Augen, doch wieder hob sie Schwert und Schild und trat vor ihre Schwester. Der Pfeil war wirkungslos geblieben, doch der Schrei wurde gehört. Der Drache wandte sich um, hielt auf sie zu. Landete vor dem Verschlag und schnaubte. Tränen rannen über Lagerthas Gesicht, verschmierten Dreck und Blut zu einer wirren Masse. Sie würde nicht aufgeben, würde ihre Schwester nicht im Stich lassen! Und wenn sie starb, würde sie nach Valhalla kommen. Doch so weit sollte es nicht kommen. Der Drache erzitterte, wandte den Kopf zur Seite. In seinem Auge steckte ein Pfeil. Ein junger Bursche stand auf dem Pfad. Er war vielleicht fünf Jahre älter als Lagertha und gerade zum Mann geworden. Seine Haare waren oben auf dem Kopf lang, seitlich jedoch kurz geschoren. Es war Ragnar Lothbrok, Sohn eines Farmers und ein ambitionierter Krieger. Ein Lächeln zierte seine Lippen, als der Drache auf ihn zukam. Doch der Ruhm sollte nicht der Seine sein. Lagerthas Onkel, Sigurd, warf sich zwischen Ragnar und die Bestie und rammte dem Biest das Schwert von unten durch die Kehle. Von da an war er als Sigurd Schlangentöter bekannt. Das heiße Drachenblut verunstaltete ihn unheilbar, doch Onkel Sigurd trug die Narben mit Stolz. Und Ragnar war sauer, dass man ihn um seinen Ruhm gebracht hatte.
Lagertha löste sich von ihren Erinnerungen und kam zurück ins hier und jetzt. Über den Baumwipfeln erschien die Bestie. Schwarz, deutlich größer als der letzte und sichtlich wütend. Er brüllte erneut und hielt auf den Steg zu. "Dracheeee!" schrie Lagertha und erstarrte. Die Angst aus ihrer Kindheit kehrte zurück. Ragnar schien das zu merken und tat das einzig richtige: Er warf sich gegen seine Frau und seine Schwägerin und stieß beide somit ins Wasser, bevor er sich selber hinterher warf. Keine Sekunde später brach auf dem Steg die Hölle los. Schwarze Flammen leckten am Holz, die Langboote des Jarls brannten lichterloh und der Jarl war verschollen. Lagertha tauchte auf und hielt auf das Ufer zu. Neben ihr brüllte Ragnar bereits Befehle. Wie der Mann selbst in solchem Chaos die Kontrolle behalten konnte, verstand sie nicht.

Lagertha
Die Kriegerin schleppte sich aus dem Wasser und befreite sich schnell von dem schweren Kleid. Nur noch im weißen Unterkleid schnappte sie sich einen Schild und ein Schwert und folgte ihrem Mann, der bereits mit seinem Beil und einem Schild bewaffnet war. "Schildwall!" lautete der Befehl Rollos, den die Männer auch sofort befolgten. Lagertha klemmte ihren Schild neben den ihres Mannes in die Mauer aus Holz und fixierte den Drachen mit dem Blick durch die Schilde hindurch. "Ragnar, so brät er uns alle mit einem einzigen Flammenstrahl!" warnte Lagertha. Ihr Ehemann nickte. Wie zur Bestätigung ihrer Worte ging neben ihnen ein Haus unter dem Atem des Drachen in Flammen auf. "Formation auflösen! Verteilt euch und nutzt die Bögen! Zerschießt ihm die Flügel!" befahl der Jarl Kattegats und erntete dafür einen bösen Blick Rollos. Die blonde Schildmaid befolgte den Befehl ihres Mannes und suchte sich eine Position nahe bei ihrer Schwester. "Brenna! Lauf in den Wald! In dem Kleid kannst du nicht kämpfen!" Lagertha wusste genau, dass es schwer und beengend war. Und vor allem nicht alleine ausziehbar. Sie wusste, dass ihre Schwester nicht würde fliehen wollen. "Bring die Kinder in Sicherheit! Los!" Sie musste schreien, um das Knistern der Flammen zu übertönen. Dann schoss sie einen Pfeil auf den über sie hinwegfliegenden Drachen. Sie traf den Flügel. Sie konnte Brenna nun keine Aufmerksamkeit mehr schenken, da sie sich auf den Kampf konzentrieren musste, doch sie hoffte wirklich, dass Brenna ihre Befehle befolgte und Bjorn und Gyda und damit auch sich selbst in Sicherheit brachte.

Lagertha
Zufrieden beobachtete sie, wie Brenna ihre Kinder in Sicherheit brachte, bevor sie einen weiteren Pfeil in Richtung des Drachen schickte. "Lagertha!" rief Ragnar und warf ihr einen Köcher zu. Sie schnappte ihn aus der Luft und zog direkt einen Pfeil. Sie waren mit widerlichen Widerhaken besetzt. Seite an Seite schossen Ragnar und Lagertha Pfeile auf das geschuppte Untier, bis es mit einem erbosten Brüllen in Richtung des Waldes davonflog. Wobei von Fliegen kaum mehr die Rede sein könnte. Das Biest sank eher, als dass es flog. "Männer! Macht euch auf die Suche! Wir müssen das Biest zur Strecke bringen!" befahl Ragnar. "Immer in kleinen Gruppen. Lagertha, Rollo, ihr kommt mit mir." Mit den Worten stapfte ihr Ehemann voran in die Richtung, in der der Drache abgestürzt war.

Eirik
Unsanft kam der Krieger hoch. Er hatte den metallischen Geschmack von Blut im Mund und tastete seine Stirn ab. Die Finger waren blutverschmiert. Verdammt... Schnell sprang er auf, doch sofort gaben seine Beine wieder nach. Diese Idioten! Warum hatten sie das Lied gesungen? Nun hatte er die nächsten Jahre wieder Schwierigkeiten, sich zu beherrschen. Dabei hatte er den Drachen gerade so gut im Griff gehabt. Er schnaubte und sackte ein wenig in sich zusammen, wobei er ein bisschen zwischen die zwei Felsbrocken rutschte. Sein Stiefel kratzte über den Stein, als er vergeblich versuchte, aufzustehen. Er musste hier weg! Sie würden nach dem Drachen suchen und wenn sie ihn hier so fanden, würden sie ihn gleich mit erledigen. Mit letzter Kraft schob er sich auf den rechten Stein und blieb einen Moment sitzen, noch immer benommen. Er schien eine Menge Blut zu verlieren. Das würde sich zwar rasch beheben, doch bis dahin musste er aufpassen. Seine Hand schloss sich um sein Beil, was er bei der Verwandlung noch zwischen die Felsen geworfen hatte. Auch sein Schwert fand er noch dort, wo er es hatte fallen lassen. Im Sitzen band er sich den Schwertgurt um. Plötzlich zuckte sein Blick hoch. Er hatte Schritte gehört! Doch es waren nur drei Personen. Davon waren zwei scheinbar sehr leicht, keine Krieger. Weg konnte er noch nicht, er brauchte noch einen Moment Ruhe. Also musste er es darauf ankommen lassen.