Eirik
Ein Knacken im Gebüsch ließ ihn nun aber entgültig auffahren und herumwirbeln. Das Beil hatte er bereits bereit zum Wurf über den Kopf erhoben, als er sah, dass es das Mädchen von vorhin war. Die Schwester der Schildmaid? Das vermutete er wenigstens. "Na, lief die Hochzeit nicht wie geplant?" spottete Eirik direkt drauf los. Sie war die Letzte, die er jetzt gebrauchen konnte. Insgeheim legte er sich schon eine Story zurecht, warum er so wackelig auf den Beinen war und am Kopf blutete. Zum Glück war er wieder zum Menschen geworden, bevor er die Baumkronen durchbrochen hatte, sonst wären die Spuren äußerst offensichtlich gewesen. So hatte der Aufprall aber auch mehr geschmerzt. Er spuckte ein wenig Blut und sah einen abgebrochenen Ast hoch oben über ihrem Kopf. Da musste er durchgefallen sein. Gut, das wäre dann seine Ausrede. Der Drache hatte den Ast mit der Tatze erwischt, der Ast war abgebrochen und hatte ihn im Gesicht erwischt.

Eirik
Mit einem Blick versicherte er sich, dass sie unbewaffnet war und ließ sein Beil wieder hinter den Gürtel gleiten. Alleine, dass sie ihn mit Ragnar ansprach, ärgerte ihn. "Nein, nicht Ragnar. Ich hab mit eurem ach so tollen Jarl bis auf das einigermaßen akzeptable Aussehen nichts gemein." brummte er und suchte nach seinem Beutel. "Mein Name ist Eirik. Und was da passiert ist?" Er fuhr sich erneut mit der Hand durchs Gesicht, wobei er sich die ganze Hand mit Blut einsaute. "Dieses Echsenvieh ist hier vorbeigeschossen. Hat nen Ast abgerissen, der mich erwischt hat." Auf die letzte Frage würde er nicht antworten. Sie wusste nun, wer er war, von daher brauchte er wohl nicht erklären, was er hier verloren hatte. Schließlich fand er seinen Beutel etwas versteckt unter einem Busch, hob ihn auf und band ihn an seinen Gürtel. Dann wandte er sich zum Gehen. Er musste hier weg, bevor die Männer des Jarls auftauchten.

Eirik
Nun brach der Krieger ernsthaft in schallendes Gelächter aus. "Denkst du, ich warte hier, bis deine Leute kommen und mich schnappen? So blöd bin ich nicht." Er warf ihr einen letzten Blick zu, bevor er in die entgegengesetzte Richtung davon stapfte. "Ich hänge dann doch etwas zu sehr an meinem Platz in Valhalla, als dass ich mich hinrichten lasse." kommentierte er noch über die Schulter. Es wunderte ihn wirklich, dass sie nichtmal versuchte, ihn aufzuhalten. Klar, allzu viele Chancen hatte sie eh nicht, doch es wäre besser gewesen, als es nichtmal zu probieren. Mit einem Ohr lauschte er auf die Geräusche des Waldes, während er schon fast erwartete, dass sie ihm jetzt nachlaufen würde. Im Gehen achtete er darauf, nicht auf Äste oder matschige Stellen zu treten, um keine Spuren zu hinterlassen.

Lagertha
Zügig folgte sie ihrem Mann und dessen Bruder in den Wald, noch immer nur mit dem weißen Unterkleid bekleidet. Es dauerte nicht lange, bis Bjorn auf sie zurannte. "Mutter! Vater!" rief er und warf sich in Ragnars Arme. Gyda kam etwas vorsichtiger hinter dem Holzstapel hervor. "Rollo, bring die beiden zum Dorf." befahl Ragnar, bevor er weiter ging. "Gyda, wo ist deine Tante?" fragte Lagertha derweil ihre Tochter. "Sie ist da lang!" sagte sie und deutete in den Wald. Es lag genau in der Richtung, in der auch der Drache verschwunden war. Sorge zeichnete sich auf Lagerthas Gesicht ab und sie stürmte los. Brenna hatte doch etwa nicht... War sie denn lebensmüde?

Eirik
Mit schnellen Schritten ging er weiter. Er verließ sich darauf, dass sie früher oder später würde stehen bleiben müssen, so schwerfällig wie sie sich in dem Kleid bewegte. "Deine einzige Chance, mich deinen Leuten auszuliefern, wäre, mich zu überwältigen. Aber du bist unbewaffnet und kannst dich in diesem Fummel kaum bewegen. Du stellst nun wirklich gar keine Bedrohung dar. Und ich wollte wissen, ob es sich lohnt, die Langboote zu überfallen. Aber das hat das Echsenvieh ja schon für mich erledigt." Ein Rufen im Wald ließ ihn seine Schritte erneut beschleunigen. "Na geh schon, deine Schwester sucht dich." spottete er. "Bevor ich es mir doch anders überlege und nicht nur mein Blut in meinem Gesicht klebt."

Lagertha
Eilig lief die Schildmaid in die Richtung, die ihr Gyda gezeigt hatte. Ragnar folgte ihr etwas langsamer. Sie kamen auf eine Lichtung mit zwei Felsen. Blut klebte hier und dort am Stein und das Gras war eingedrückt von Schritten. "Brenna!" rief Lagertha besorgt. War das Blut von ihrer Schwester? Hatte der Drache sie erwischt? Beinahe panisch suchte Lagertha nach Spuren. Ragnar stand nur am Rand der Lichtung und starrte in den Wald. "TU DOCH WAS!" schrie sie ihn an. Ihr Mann lächelte höhnisch. "Das muss ich nicht. Sie ist da lang." Er nickte auf einen schmalen Trampelpfad. "Und sie war nicht alleine." Lagertha fand keine Worte, die sie Ragnar an den Kopf werfen konnte. Stattdessen eilte sie dem Trampelpfad nach.

Eirik
Froh, dass er sie endlich los war, verkniff er sich seinen Kommentar, dass sie ja eh keine Schnitte gegen ihn habe und beeilte sich stattdessen lieber, so schnell wie möglich weg zu kommen. Es dauerte nicht lange, bis er seinen Hengst erreichte, aufsaß und in Richtung des Lagers gallopierte. Eirik hoffte nur, dass sie seinen Spuren nicht würden folgen können.

Lagertha
Immer und immer schneller folgte die Frau dem verschlungenen Pfad, bis ihre Schwester ihr schließlich entgegen kam. "Brenna!" Ihre letzten Schritte glichen einem Sprint, bevor sie das Mädchen in die Arme zog und beinahe schluchzend fest hielt. "Wo warst du? Ich dachte, der Drache hätte dich erwischt." flüsterte Lagertha. Im Augenwinkel bemerkte sie, wie Ragnar den Boden untersuchte. "Wer war bei dir?" fragte er scharf, sobald er wieder aufgestanden war. Eigentlich liebte Lagertha ihn ja sehr, doch dieses Mal reichte es. Sie warf ihm einen tödlichen Blick zu. "Kannst du deinen Kreuzverhör bitte vertagen, bis wir wieder in Kattegat sind?" zischte sie erbost.

Lagertha
Sie nickte mit kurzen Kopfbewegungen. "Den beiden geht es gut. Ihr Onkel hat sie zurück ins Dorf gebracht." erklärte Lagertha und begann, Brenna auch sanft wieder in die Richtung ihres Hauses zu schieben. Ihre Erklärung beruhigte die Kriegerin allerdings nur so halb. "Was für Geräusche? Hast du den Drachen gesehen? Er ist in diese Richtung hier geflohen." erzählte sie dann beim Laufen. Plötzlich berührte etwas warmes ihre Hand. Sie wollte sich gerade schwungvoll umdrehen, als sie merkte, dass es Ragnars Hand war, die ihre griff. Seine Art, sich zu entschuldigen. Sie lächelte zufrieden. Das Dorf war schnell erreicht und Lagertha brachte alle in die große Halle, wo bereits ein Großteil des Dorfes versammelt war, unter ihnen auch ein schwer verletzter Jarl Borg. Niemand schien Erfolg bei der Suche gehabt zu haben. "Ragnar!" rief der Jarl, als die Familie die Halle betrat. "Du schuldest mir vier Boote!" Sofort verfinsterte sich Ragnars Miene. "ICH schulde dir gar nichts." antwortete der Jarl Kattegats leise, aber ernst. "Deine Männer haben das Lied des Drachen gesungen. Ihr seid Schuld an der Misere, die mein Dorf zerstört hat."

Lagertha
Da die Männer gerade eh beschäftigt waren, nutzte Lagertha die Gelegenheit und zog Brenna etwas aus der Menge in eine Nische seitlich der Halle. "Wer meinte, das Vieh wäre über den Wald geflogen?" hakte sie nach, freundlich aber bestimmt. Es war wirklich wichtig. "Ragnar meinte, du wärst nicht alleine den Pfad entlang gegangen. Wer war da bei dir?" Erneut trat Sorge in Lagerthas Stimme. War Brenna bedroht worden?

Lagertha
Sie nickte, während Brenna erzählte. Gut, das war ja... "Warte, DER Eirik?" hakte sie dann nach, als ihr auffiel, dass es trotz der Häufigkeit des Namens in Kattegat niemanden gab, der so hieß. "Brenna, du hast extrem Glück gehabt. Er hätte dich vergewaltigen und töten können! Du weisst, wozu er fähig ist. Was er schon so manchen von unseren Leuten angetan hat. Und dann unterhälst du dich mit ihm? Worüber?" So wirklich glauben konnte Lagertha das nicht. Als ob dieser Mann jemals zu einem friedlichen Gespräch in der Lage wäre.