Lagertha
Schweigend hörte sich Lagertha Brennas Worte an. "In Ordnung. Du solltest dennoch mit Ragnar darüber sprechen." Ihr Blick wanderte zu ihrem Ehemann, der scheinbar gerade in einem Wortgefecht mit Jarl Borg war. Äußerst untypisch für den sonst eher ruhigen Ragnar. Er schien echt außer sich zu sein, was nichts gutes verhieß. "Entschuldige mich... Ich muss meinen Hitzkopf vor einer sehr dummen Entscheidung bewahren." sagte sie leise zu ihrer Schwester und eilte hinüber zu Ragnar. "...euch gar nichts. Ihr wart der Auslöser dieses Angriffes. Und nun solltet Ihr besser gehen, bevor..." Ragnar hielt inne, als er Lagerthas Hand auf seiner Schulter spürte. "Jarl Borg. Mein Mann und ich möchten Euch bitten, zu gehen. Wir müssen die Toten verabschieden und das Dorf wieder aufbauen. Ich lasse Euch eines unserer Boote richten. Behaltet es danach als Schadensersatz." sagte sie ruhig und sah den anderen Jarl mit ihren ruhigen blauen Augen an. "Ich verstehe." zischte der andere. "Doch ich möchte, dass Eure Schwester mitkommt. Sie ist mir versprochen. Wir heiraten dann in Ard Skellig." Lagertha überlegte kurz, laut loszuschreien. "Das kommt nicht in Frage. Meine Schwester wird nicht heiraten, wenn ich nicht anwesend bin. Und als Frau des Jarls ist es meine Pflicht, erst den Wiederaufbau zu leiten." entgegnete Lagertha kühl. "Dann löse ich hiermit die Verlobung. Unsere Vereinbarung ist hinfällig, Ragnar Lothbrok!" Mit den Worten verließ der Jarl die Halle. Lagertha wandte sich an einen der Männer. "Macht Ihnen ein Schiff fertig. Das schlechteste." befahl sie, bevor sie Ragnars Handgelenke fasste. "Es tut mir Leid." sagte sie, während sie ihrem Mann in die Augen sah. "Es ist schon in Ordnung." antwortete dieser und küsste die blonde KRiegerin sanft.

Lagertha
Brenna unterbrach ihre Zweisamkeit, als sie dazu kam. Ragnar ließ ihre Hüfte los und die beiden drehten sich zu Lagerthas Schwester. Lagertha sah zu Ragnar, neugierig auf dessen Reaktion. Doch statt einer Standpauke zuckte dieser lediglich die Schultern. "Habt ihr gesehen, wie er erst sich selbst gerettet hat, bevor er sich um seine Männer gekümmert hat? So einen Feigling brauche ich nicht in meiner Familie. Und gegen Drakonson ist er auch keine Hilfe. Beten wir lieber zu den Göttern, dass ein besserer Verbündeter auftaucht oder sich die Lage anderweitig klärt." Er strich noch einmal mit der Hand über Lagerthas Hüfte, bevor er auf die andere Seite der Halle ging und Bjorn hochhob, der gerade Streit mit einem anderen Jungen hatte. Lagertha konnte nicht verstehen, was gesagt wurde, doch sie war sich sicher, dass Ragnar das schon regeln würde. Er war nicht umsonst Jarl geworden. Ein Lächeln zierte ihre Lippen. "Eines Tages wirst du auch einen Mann finden, der dir das Gefühl gibt, die Götter hätten euch zusammengebracht. Plötzlich dreht sich alles nur noch um ihn und die Welt ist wie aus den Angeln gehoben." meinte sie leise zu Brenna, bevor sie sich daran machte Siggy zu helfen, das Essen unter den Verwundeten zu verteilen.

Lagertha
Der Dampf der heißen Suppe schlug ihr entgegen, als sie die erste Schale füllte. Ein plötzliches Stöhnen ließ sie herumfahren. Einer der Schwerverletzten rührte sich. Sofort stellte Lagertha die Schale weg und lief zu dem Verletzten. Er murmelte etwas von Schmerzen und Brand, dann wurd er wieder ohnmächtig. Doch Lagertha reichte das. "Brenna. Wenn du in Richtung des Rabenfelsen reitest, kommst du zu einem Teich. Erinnerst du dich? Er liegt etwas abseits vom Pfad. Wir waren als Kinder mit Vater ab und an da. Da wachsen unter dem überhängenden Felsen bläuliche Pflanzen. Kannst du mir bitte davon was holen? Es ist wichtig. Randolf wird sterben, wenn er die Pflanzen nicht bis zum Sonnenaufgang erhalten hat." Noch hatten sie genug Zeit. Die Sonne senkte sich gerade erst in Richtung des Meeres, sodass Brenna es locker schaffen konnte. Und ihre Schwester war die Einzige, der sie zutraute, den Teich zu finden, bevor es zu spät war. Sie selber musste hier bleiben.

Eirik
Die Männer hatten sich wieder im Lager versammelt. "Eirik, hast du gesehen? Ein Drache!" wiederholte Floki nun zum fünften Mal und trieb Eirik damit an den Rand seiner Selbstbeherrschung. "Ja, bei Thor, ich habe ihn gesehen. Das Mistvieh hat mich fast nach Valhalla geschickt!" knurrte er. Doch die Männer hörten nicht auf über das Thema zu reden. Eirik hatte genug. Er schnappte sich ein paar Tücher und machte sich auf dem Rücken seines schwarzen Kaltbluts auf den Weg zu einem Teich, an dem er früher mit seiner Mutter oft gewesen war. Bis die Menschen kamen und sie vertrieben. An der Lichtung angekommen, auf der der Teich lag, band Eirik seinen Hengst so an, dass er in den Schatten des langsam dunkel werdenden Waldes verborgen war. Seinen Schild und seine Axt lehnte er an einen Stein nahe dem Wasser, bevor er sich zu entkleiden begann. Nackt ging er langsam ins Wasser. Es war kalt, doch die Kälte konnte ihm nicht wirklich was anhaben. Doch es war ein angenehmes Gefühl, das klebrige Blut endlich von der Haut zu bekommen. Eirik stand mit dem Gesicht zum Wasserfall und spülte seine dicken, geflochtenen Haare aus. Die Zöpfe löste er niemals. Er wusste, dass er sie nie wieder so würde flechten können.

Eirik
Kurz meinte der Krieger, Hufschläge zu hören, doch das war ihm erstmal egal. Er war müde von den Anstrengungen des Tages und vor allem von der äußerst schmerzhaften Verwandlung. Jedes Mal, wenn das Lied des Drachen erklang, wurde er zu einer Verwandlung gezwungen, was dann extrem schmerzhaft ausfiel und oft eine Art Sucht auslöste. Verärgert schnaubte Eirik und hielt den Kopf unter das kalte Wasser des Wasserfalls, um das Blut aus den Haaren zu kriegen, was sich nicht gerade als einfach erwies. Er hatte es gerade unter Kontrolle bekommen, sich nicht bei Wutanfällen und sonstigem zu verwandeln und dann sangen diese dahergelaufenen Deppen das Lied. Sie mussten einfach alles zerstören, was ihm lieb war. Menschen halt. Floki und seine Männer waren da eine Ausnahme. Sie hörten auf ihn, machten, was er sagte und respektierten ihn. Gut, es wusste auch von ihnen niemand, was er war. Abgesehen von Floki vielleicht. Eirik vermutete, dass der verrückte Bootsbauer etwas ahnte, doch selbst wenn er etwas sagen würde, würde es ihm niemand glauben. Es war allgemein bekannt, dass Floki zwar ein Genie war, doch auch nicht alle Steine in der Schleuder hatte. Etwas in Gedanken versunken ließ Eirik sich bis zu den Schultern ins Wasser hinab und wusch das letzte Ende seines Zopfes aus. Das Blut war echt komplett durch die Haare nach unten gesickert. Eine riesige Sauerrei also.

Eirik
Plötzlich rissen ihn Schritte aus den Gedanken. Er linste über die Schulter und sah das Mädchen von vorhin. Was machte sie hier? Er hatte keine Lust auf Gesellschaft oder Konversation. Also duckte er sich so gut es ging ins Wasser. Mit der Hand tastete er nach einem scharfkantigen Stein. Zuerst klappte das auch ganz gut, doch dann sah sie vermutlich das Blut im Wasser. Also richtete er sich auf, sodass er noch gut bis zur Hüfte im Wasser stand und drehte sich zu ihr. "Ja, alles gut." brummte er. Das Wasser lief an seiner Brust- und Bauchmuskulatur herab und offenbarte die zahlreichen Narben vergangener Schlachten. "Abgesehen davon, dass ich scheinbar verfolgt werde." setzte er noch dazu. Im Kopf ging er seine Optionen durch. Mit drei Schritten wäre er bei seinen Waffen. Doch er war nackt und wusste nicht, ob sie nicht auch bewaffnet war. Und wirklich Lust, unbekleidet zu kämpfen, hatte Eirik auch nicht. Alternativ könnte er sich einfach großkotzig geben und trotz seiner Blöße aus dem Wasser gehen, als wäre nichts. Viele Frauen würden rot werden und sich abwenden, so viel wusste Eirik aus den Erzählungen seiner Männer. Doch wenn er so die Geschichten über Lagertha bedachte, die die Männer sich ebenfalls erzählten, konnte er bei ihrer Schwester mit der Einschätzung sehr falsch liegen. Die dritte Möglichkeit wäre eine Verwandlung. Der Drache in Eirik schrie beinahe danach, wollte raus, doch er drängte ihn zurück. Das würde sein Leben hier für immer zerstören.

Eirik
Der Krieger schnaubte leicht. Sie suchte also Pflanzen. Dann schien jemand im Dorf verletzt zu sein. Eirik konnte sich nur zu gut denken, wodurch. "Wenn es um Verbrennungen geht, solltet ihr vorsichtig mit dem Engelsfarn sein. Nutzt lieber Schöllkraut und Kreuzfarn. Die helfen besser und haben weniger Nebenwirkungen." Mit den Worten entschied er auch, was er weiter tun würde. Er drehte sich so, dass er mit dem Rücken zu ihr stand und ging langsam aus dem Wasser, darauf bedacht, nicht auszurutschen. So würde sie sein Hinterteil zwar sehen, doch er erreichte die Tücher schnell, um sich darin einzuwickeln. "Engelsfarn ist in minimaler Überdosis nämlich giftig." So wirklich wusste er auch nicht, warum er ihr Ratschläge gab. Vielleicht war es das schlechte Gewissen, schon wieder Menschen auf unfaire Art und Weise lebensgefährlich verletzt zu haben. Doch eigentlich hatte er diese Gedanken sehr gut in sich begraben, sodass er keinerlei Skrupel mehr hatte. Oder lag ihm vielleicht doch etwas an diesem Dorf dort unten?

Eirik
Ein Seufzer glitt über Eiriks Lippen. "Bist Mamis Liebling, nicht wahr? Musstest wohl nie viel tun." kommentierte er leise, bevor er ein "Warte kurz." hinzusetzte. Etwas steif von der Kälte des Wassers zog er sich die alte Leinenhose an. "Ich verlasse mich jetzt darauf, dass du keinen Scheiß anstellst, während ich meinen Hals riskiere, um an das Zeug dran zu kommen, okay? Glaub mir, das endet sonst für uns beide nicht gut." stellte er klar, bevor er in seine Stiefel schlüpfte und zur Felswand hinüber ging, von welcher der Wasserfall hinabstürzte. Etwas weiter oben an der Wand hatte er nämlich sowohl Schöllkraut als auch Kreuzfarn gesehen. Mit sicherem Griff zog er sich langsam aber stetig an der Felswand hinauf und erklomm Meter um Meter. Zwischendurch glaubte er, abzustürzen, doch der Stein rieselte lediglich, hielt seinem Gewicht aber Stand. Kurz später schloss sich seine Hand um das Schöllkraut. Auch der Kreuzfarn war nicht mehr weit. Eirik kletterte noch ein Stück, seine Hand fand halt an einigen herausragenden Steinen. Doch plötzlich wurde der Halt unter seinem Stiefel instabil. Ohne zu Zögern stieß sich der Krieger ab, die Kräuter zwischen die Lippen geklemmt, und katapultierte sich an der Wand nach oben. Die Götter waren ihm gnädig. Seine Hand fand den nächsten Stein und er konnte sich an einem Arm festhalten, während seine Füße nach neuem Halt tasteten. Er fand ihn und stellte dabei fest, dass der Farn nun nur noch eine Handbreit zur Seite entfernt war. Auch hier pflückte er einige Blätter. Dann wanderte sein Blick an der Felswand hinab. Einen Abstieg konnte er vergessen, sein Halt war gerade weggebrochen. Er musste also springen. Das Wasser war auch an einer Stelle tief genug. Kurz schüttelte er den Kopf über seine eigene Risikobereitschaft für ein fremdes Mädchen, lachte, sandte ein Stoßgebet zu Odin - und stieß sich von der Wand ab. Die Wasseroberfläche kam rasant näher und Eirik brach hindurch. Das Wasser war gerade tief genug, dass er sich nicht böse den Kopf stieß. Prustend tauchte er auf und hielt dem Mädchen kommentarlos die Pflanzen hin.