Lagertha
Auch sie beobachtete den Rückzug. Alles schien glatt zu laufen. Eirik sicherte die letzten Nachzügler, bevor er sich selber mit einem markerschütternden Brüllen in die Luft schwang. Suchend sah sie sich nach ihrem Gatten um, der jedoch nirgendwo zu sehen war. "Wo ist Ragnar?" fragte sie, mehr sich selbst als irgendwen sonst. Kurz lenkte sie der vorbeifliegende Drache ab, weshalb sie auch das Rumpsen nicht hörte, mit dem Ragnar hinter ihr landete. "Hier." antwortete er und fuhr Brenna lächelnd durch die Haare. "Einen guten Drachen hast du da angeschleppt." meinte er grinsend zu ihrer Schwester, bevor er in den Bug des Schiffes kletterte. "Setzt die Segel! Wir kehren Heim." Gesagt - getan. Kurz später blähte der Wind die Segel auf und die Schiffe schossen in die Nacht davon. Doch ein Lachen vom Ufer ließ sie erstarren. "Floki ist noch auf der Insel!" rief sie. Sie konnten ihren Freund doch nicht dort lassen! Doch der Drache kümmerte sich darum. Er verschaffte Floki, der mit irrem Blick die Männer abschlachtete, Die ihn eingekesselt hatten, mit einem Feuerstoß Raum, bevor er ihn mit dem Vorderbein packte und in Sicherheit trug. Etwas unsanft setzte er den Wahnsinnigen auf dem Schiff ab, wo Lagertha ihn direkt in die Arme zog. "Floki, was machst du denn immer?" Floki sah sie fragend an. "Meine Äxte waren durstig. Ich kann doch nicht gehen ohne ihren Durst zu stillen."

Eirik
Die Nacht verging wie im Flug. Als die Sonne gerade zögerlich über den Horizont linste, erreichten sie bekannte Gefilde. Eirik erblickte seinen früheren Unterschlupf zwischen den Bäumen, ebenso wie die Quelle, an der Brenna und er sich ein paar Mal getroffen hatten. Und dann tauchte auch schon Kattegat auf, Noch von weißen Nebelbänken bedeckt. Eirik sah herab aufs Wasser und bemerkte, dass seine Schuppen das aufkommende Morgenlicht schluckten und in ein mysteriöses Schimmern verwandelten. Ein Schmunzeln trat auf seine Lippen. Was die Krieger wohl von ihm dachten? Er kreiste schließlich noch immer weit oben über ihren Booten. Als sie dann schließlich andockten und an Land gingen, überflog Eirik die Masse aus wartenden Ehefrauen und -Männern und landete hinter ihnen auf dem Strand. Noch immer sah er den ein oder anderen feindseligen Blick, doch allen schien klar zu sein, dass niemand ihn angreifen durfte. Ohne Rücksicht darauf, wer ihn sah, nahm er seine Menschengestalt an. Sein Leben hier war in seinen Augen ja eh vorbei, warum also das Geheimnis weiter hüten? Noch immer spürte er, wie die Schuppen um sein Auge herum spannten und auch der rechte Unterarm war noch bedeckt, doch es war wesentlich weniger als noch vor einer Nacht. Mit verschränkten Armen stand er also im Sand und wartete darauf, was als nächstes passierte. In der Menge am Dock konnte er lediglich zwei hellblonde Haarschöpfe ausmachen, begleitet von der allzu bekannten hohen Stirn seines besten Freundes, Floki. Interessant, dass er sich hier so eingelebt hatte.

Eirik
Ein Lächeln trat auf seine Lippen, als Brenna auf ihn zu kam und direkt plapperte. "Ich befürchte, du hättest ein gebrülltes 'Auf Wiedersehen' weder verstanden noch toleriert und mich vermutlich bis ans Ende der Welt verfolgt, weil ich mich nicht verabschiedet habe." witzelte er, bevor er Brenna umarmte. "Geht es dir gut? Alles noch dran?" Seufzend schüttelte er den Kopf. "Da bin ich nur mal kurz nicht da und du lässt dich von so einem Barbaren entführen und schlecht behandeln..."

Eirik
Er seufzte. "Das war's dann wohl mit artgerechter Wärme und Sonne..." brummte er leise vor sich hin. Allerdings wollte er nicht riskieren wieder um die halbe Welt fliegen zu müssen, falls Brenna etwas geschah. Und nächstes Mal würde Borg Brenna sicher nicht nur gefangen nehmen, sondern direkt umbringen. "Schon verstanden, Ich bin jetzt also mehr oder weniger dein persönlicher Leibwächter, oder wie hab ich das zu verstehen?" Er wusste nicht, was er davon halten sollte. Einerseits hatte er als Junge immer davon geträumt, eines Tages dazu zu gehören, aber andererseits hatte er die Feindseligkeit in den Augen der anderen gesehen. Sie würden keime Unterschiede machen, was er in Folge einer erzwungenen Verwandlung getan hatte und was freiwillig. Und letzten Endes war er eine tickende Zeitbombe. Es müsste nur jemand das Lied des Drachen singen und er würde für Leid und Zerstörung sorgen...

Eirik
Er schwieg eine Weile. "Also gut. Ich bin es gewohnt als Außenseiter zu leben und weiß, dass ich damit klar komme. Ich weiß aber auch, dass ich nicht in einer Welt leben möchte, in der keine Brenna existiert. Also werde ich bleiben, zumindest bis Borg beseitigt ist. Danach sehen wir dann weiter." erklärte er. Sein Blick wanderte in die Ferne. "Du glaubst gar nicht, wie anders der Süden ist. Es gibt Regionen, die sogar zu dieser Jahreszeit noch warm sind." meinte er leise, bevor er wieder zu Brenna sah. "Also gut, steht noch was an, oder soll ich mich in den Wald verkrümeln?" Es wunderte ihn ein wenig, dass sie bisher nicht die Schuppen auf seiner Haut angesprochen hatte. War es ihr egal, dass er aussah wie ein Monster?
Weiter kam er auch nicht mit seinen Überlegungen. Die sonst so kühle Lagertha fiel ihm um den Hals. "Ich danke dir vielmals für die Rettung meiner Schwester. Ohne dich hätten wir sie niemals gefunden, geschweige denn befreien können." Eirik wurde ein wenig rot, doch Lagertha ließ ihn zum Glück schnell wieder los. "Keine Ursache." brummelte er leise und fuhr mit der linken Hand über die Schuppen am rechten Handgelenk. Auch Ragnar kam da zu. "Scheint, als wäre mein Halbbruder doch nicht so nutzlos wie es anfangs schien." kommentierte er und Eirik wusste, dass er das als Lob zu verstehen hatte. Floki erschien zwischen den anderen. Eirik nickte ihm zu und er erwiderte das Nicken grinsend. "Wir feiern in der Halle. Kommt ihr mir?" fragte Lagertha Brenna und ihn. Eirik zögerte. Ein Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht. "Ihr könnt ja gleich nachkommen." Ragnar, Floki und die blonde Schildmaid gingen davon und ließen Brenna und ihn dort stehen. Er sah zu Brenna und lächelte. Vielleicht war es hier ja doch gar nicht so schlecht.

Eirik
"Ich? Auf einer Feier? Nicht die beste Idee..." antwortete er und blickte auf seinen geschuppten Handrücken. "Ich befürchte, dass die Bewohner Kattegats das nicht allzu gut finden, wenn ich anwesend bin... Geh du ruhig feiern, Ich bleibe hier draußen und passe auf, dass Borg nicht eher zurückschlägt als wir vermuten." Langsam ließ er ihre Hand los und sah sie an. Sein Blick verlor sich etwas in ihren grauen Augen und sanft verzogen sich seine Lippen zu einem Lächeln. "Hat dir schonmal jemand gesagt, dass du atemberaubend schön bist?" flüsterte er dann.

Eirik
"Untersteh dich..." brummelte er. "Es ist viel zu kalt für dich hier draußen." Seine Stimme war noch immer so leise. Er lächelte besonnen und seufzte dann ergeben. "Na gut, ich komme mit." gestand er dann zu und ging langsam auf die Halle zu. An der Tür ließ er Brenna vorgehen und folgte ihr dann in die Wärme der großen Halle. Er war noch nie hier drinnen gewesen, doch es entsprach voll seinem Geschmack. Schlichte Einrichtung, praktisch und doch elegant. Überall waren Leute, die aufsahen und ihn anblickten. Eirik lächelte schwach und sah Hilfe suchend zu Brenna.

Eirik
Mit etwas Mühe seine Unsicherheit verbergend folgte er Brenna durch die Halle zu ihrer Familie. Er war sich sicher, den ein oder anderen feindseligen Blick zu spüren, doch einige nickten ihm auch anerkennend zu oder lächelten sogar. Floki drückte ihm ein Trinkhorn in die Hand, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten. "Setzt euch." forderte Ragnar sie auf, welcher gelassen auf seinem "Thron" saß, einem mit Fellen und Stoff ausgelegten Stuhl mit hoher Rückenlehne. Lagertha saß neben ihm auf einem schön verzierten Hocker, ihre Hand auf ihrem Bauch. Sie schien schwanger zu sein. Eirik sah zu Brenna, bevor er sich auf eines der Felle setzte. Sofort spürte er Ragnars durchdringenden Blick. "Ich bin dir wirklich dankbar, dass du uns geholfen hast, meine Schwägerin zu retten. Allerdings ist dir vermutlich klar, dass du nicht bleiben kannst..." Lagertha sah entsetzt zu Ragnar, während Eirik versuchte, die aufkommende Enttäuschung zu unterdrücken. Doch bevor jemand protestieren konnte, hob Ragnar die Hand. "Es sei denn, du gelobst mir die Treue und unterstellst dich meinem Befehl... Ich gebe dir bis morgen Abend Zeit, deine Antwort zu bedenken. Bis dahin bist du unser Gast." Nachdem er geendet hatte, kamen junge Mädchen und brachten Essen. Doch Eirik war der Appetit etwas vergangen. Die Entscheidung würde nicht einfach werden. Drachen unterwerfen sich niemals. Und doch könnte er sonst nicht bei Brenna bleiben.