Ethan
Voller Sorge hob er seinen Kopf wieder und blickte die Magierin von der Seite an. Er fühlte sich machtlos, wie sie da in seinen Armen hing und ganz offenkundig litt. Und er konnte ihr nicht helfen. Irgendwann begann er leise auf sie einzureden. Er wusste, dass sie ihn wahrscheinlich nicht hören würde, so dass es auch egal war, was er sagte. Aber... Vielleicht spürte sie dadurch ja irgendwie, dass sie nicht alleine war. Seine Stimme war ruhig, von Erschöpfung durch drungen, aber sanft. Nach einer gefühlten Ewigkeit, kam endlich Havermere in Sicht. Trotz des Anblicks, stellte sich bei Ethan kein Gefühl der Erleichterung ein. Er Ritt auf den verlassenen Hof. Beim Klappern der Hufe auf dem Pflaster, eilte ein Stalljunge aus dem Gebäude, wofür Ethan diesmal ziemlich dankbar war. Vorsichtig stieg er ab, zog die Magierin ebenfalls vom Pferd und hielt sie wieder sicher auf seinen Armen. Wortlos überließ er es dem Jungen, sich um das Pferd zu kümmern und betrat das Gebäude. Ethan fühlte sich schwach und allein beim Anblick der breiten Treppe wurde ihm schwindlig, aber er kämpfte sich verbissen, Stufe für Stufe nach oben. Es war leichtsinnig was er machte, das wusste er. Sollte er stolpern, würde er vermutlich nicht mehr aufstehen. Aber er schaffte es. Die letzten Schritte bis zu seinem Zimmer, wurde er von einer jungen Dienerin begleitet, aber er weigerte sich, sich beim Tragen helfen zu lassen. Stattdessen öffnete sie ihm die Tür und er legte die Magierin vorsichtig auf dem breiten Bett ab. "warmes Wasser, Verbänder und Königskraut" wies er die Dienerin an, bevor er sich selbst auf das Bett setzte und zum ersten Mal die Magierin wirklich betrachtete. Unter ihrer Robe, die Ethan weg geschnitten hatte um an die Wunden zu kommen, hatte sie Stoff, ähnlich eines Verbandes um ihren Oberkörper gewickelt, um etwaige weibliche Kurven zu verbergen. Dennoch... Wie hatte er es übersehen können? Schweigend sah er sie weiter an, bis die Dienerin mit den gewünschten Sachen kam. Er bedankte sich leise und begann, die Wunden die er nicht mehr hatte heile können, zu versorge . Erst nach einer Weile, meldete sich die Dienerin zu Wort. "Herr? Solch ich den Lord verständigen?" Ethan zögerte. Morgen war das Turnier. Logan brauchte einen klaren Kopf... "sagt ihm, ich werde morgen nicht mit zum Turnier kommen. Sagt ihm, wenn er den Grund wissen will, soll er in mein Zimmer kommen" Die Dienerin nickte und eilte davon.

Ethan
Er merkte, dass sie wach wurde, aber erst als sie ihn auch ansah, erwiderte er ihren Blick. Das feuchte Tuch, mit der er ihre Wunden gereinigt hatte, und welches inzwischen tiefrot vor Blut war, ließ er in die Schale mit dem Wasser fallen, welche er auf dem Boden neben dem Bett abstellte. ,,Wie heißt du wirklich?" fragte er schließlich leise. Naylan war wohl kaum ihr richtiger Name. Noch immer war er nicht wütend. Vielleicht sogar mehr ein wenig beeindruckt, dass sie ihr Geheimnis so lange vor ihm und Logan hatte bewahren können. Und langsam glaubte er auch so begreifen, warum sie es getan hatte. Sie war eine rote Magierin. Sie dürfte eigentlich gar nicht existieren. Sie hatte keine Wahl gehabt. Er lächelte leicht. Er war noch nie ein Freund dieser Regelung gewesen.Warum sollten Frauen keine Kriegsmagie erlernen dürfen? Das zeugte doch eher von der Furcht der männlichen Magier. Ethan setzte sich neben dem Bett auf den Boden und stützte sein Kinn auf der Matratze ab. So war er wenigstens auf Augenhöhe mit der Magierin.

Ethan
,,Nalanya" wiederholte er leise. Es klang ähnlich wie Naylan, er würde es sich wohl gut merken können. Er schluckte leicht, als er sah, wie ihre Unterlippe zu zittern begann. Er steckte wohl in einer ziemlichen Zwickmühle. Und doch, auch jetzt wieder, war ihm klar, dass es eine Entscheidung war, die er schon längst getroffen hatte. Regeln waren noch nie etwas gewesen, dass ihn aufgehalten hätte. Sanft streckte er seinen Arm aus und ergriff ihre Hand. Erst jetzt bemerkte er, dass seine eigenen Hände ebenfalls voller Blut waren. Er sah ihr fest in die Augen. ,,Ich hab dich nicht gerettet, um dich jetzt an die rote Schule zu verpfeifen. Dein Geheimnis ist bei mir sicher" versprach er ihr mit leiser Stimme und so viel Kraft, wie er noch aufzubringen vermochte. ,,Du... du musst allerdings selbst entscheiden, ob Logan davon erfahren soll. Er ist womöglich schon auf dem Weg hier her" fuhr er etwas zögerlicher fort. Sein Bruder war ein Mann von Ehre... er würde sie doch nicht den Magiern ausliefern. Oder?

Ethan
Er spürte, wie sein Kopf erneut vor Müdigkeit nach vorne sank, aber er zwang sich, wieder aufzusehen. Als sie ihm ihre Hand wieder entzog, nahm auch er seinen Arm wieder weg. Er könnte sich gut vorstellen, dass sie auf Berührungen in nächster Zukunft ziemlich empfindlich reagieren würde, egal wie tröstend sie gemeint waren.
Er nickte und lächelte leicht bei ihrem Danke.
,,Ich denke, wir können ihm vertrauen" sagte Ethan schließlich. Und wenn sein Bruder unentschlossen war, würde er eben mit ihm reden müssen. ,,Bei uns bist du sicher" versprach er nochmals leise. ,,Soll ich... ist es dir lieber, wenn ich hier bleibe wenn du schläfst, oder soll ich gehen?" fragte er dann leise. Allein der Anstand verbot es ihm. sich zu ihr ins Bett zu legen, egal wie müde er war, aber er könnte auch einfach einen der Diener bitten, aus einem anderen Zimmer eine Matratze her zu bringen. Er würde sie nicht alleine mit ihrer Furcht lassen, wenn sie es nicht ausdrücklich so wollte.

Ethan
,,Wie es dir lieber ist" sagte er nur leise, als sie sichtlich verlegen auf seine Frage reagierte und blickte zur Tür. ,,Ja, das ist er wohl" Er hob seine Stimme ein wenig, damit Logan ihn durch die Tür hören konnte. ,,Komm rein Logan"