Leaf
Bei seinen Worten zog sie die Schultern hoch und holte die Münzen hervor, die sie den Tag über gesammelt hatte. Zögernd streckte sie die Hand aus um sie ihm zu geben.
"Zwei Silbermünzen." Ihre Stimme klang genauso wie sie sich fühlte, piepsig und ängstlich. Dabei war es weniger die Angst vor Henk selbst, als vor dem, was vermutlich folgen würde. Mit leisem Klirren fielen die Münzen in die Hand der Faust und sie zog die ihre schnell wieder zurück.
"Mehr als zwei hab ich nicht. Und bis morgen bekomm ich auch keine sechs zusammen..." wiederholte sie ihre Worte von vorher. Nervös zuckte ihr Blick zu seinen Freunden, dann wieder zu ihm zurück. Dann wich sie noch einen Schritt zurück.

Leaf
Sie biss die Zähne so fest zusammen, das sie beinahe knirschten. Am liebsten hätte sie ihm ins Gesicht gespukt.
"Die anderen müssen auch nur zwei Münzen zahlen." Gab sie zurück und wollte den Kopf wegziehen, doch er hielt ihn fest. Mehr Widerstand wagte sie in ihrer Position nicht. Stattdessen sah sie zur Seite.
"Aber na schön. Ich nehme es an." Ihre Stimme war nun wieder so leise, dass sie kaum zu hören war, und trotz ihres blassen Gesichts erschienen vor Scham zwei rote Flecken auf ihren Wangen.

Leaf
Erschrocken umklammerte sie mit beiden Händen sein Handgelenk, um ihn daran zu hindern, das Oberteil vor den Augen der anderen einfach zu zerreißen.
"Doch nicht hier..!" fuhr sie auf und versuchte, sich loszumachen. Nicht nur, dass das ihren kleinen Plan unwillkürlich zunichte machen würde, der Gedanke, das seine Freunde dabei zuschauen würden, genauso wie die anderen Kinder, war schlichtweg unerträglich. Zum mindest für sie, denn seine Begleiter machten keinerlei Anstalten, sich auch nur einen Schritt weit wegzubewegen.

Leaf
Inzwischen schien die Angst jeden vernünftigen Gedanken ausgelöscht zu haben, denn ihr fiel nicht einmal eine passende Erwiederung ein. Stumm stolperte sie ihm hinterher, den Blick zu Boden gerichtet und und hoffte, das er das Hämmern ihres Herzens nicht hören konnte, welches beinahe schmerzhaft gegen ihre Rippen schlug.
Was ihr denn noch auffiel war, dass es nicht in Richtung Bootshaus ging, was nicht unbedingt dazu beitrug, sie zu beruhigen. Stattdessen wurde ihr schlecht. Wie sollte sie ihn dort hinbekommen, wo er es doch offensichtlich kaum noch abwarten konnte?
Kurzerhand stemmte sie sich gegen seinen Griff und versuchte ihn zum anhalten zu bewegen. Wenn er sie nur loslassen würde könnte sie ihn vielleicht bis dort hin locken, doch die Faust verlangsamte ihren Schritt kein Stück.

Leaf
Da er ihr kräftemäßig überlegen war, gab sie ihre gegenwehr auf und wand sich stattdessen mit einer geschickten Drehung aus seinem Griff heraus. Dann wich sie zurück.
"I-ich habs mir anders überlegt...!" stammelte sie und hob abwehrend die Hände. Noch zwei Schritt zurück, immer in Richtung Fluss. Sie hoffte einfach das er ihr folgen würde, sobald sie vor ihm davon lief.
"Bitte...! Verlang das nicht..."

Leaf
Noch weiter wich sie zurück, flehte weiter, er möge sie Ruhe lassen. Doch er ließ sich nicht beirren.
Als er auf sie zusprang machte sie einen Satz zurück, drehte sich dann um und rannte die Gasse hinunter. Sie wusste das er ihr folgen würde. Einerseits erleichterte es sie, anderseits bedeutete dies das dieser Albtraum noch weiter ging.
Die schmutzige Straße flog unter ihrem nackten Füßen nur so dahin, hinter sich hörte sie die schweren Schritte der Faust. Schlitternd rutschte sie um die nächste Ecke, und erblickte schon am Ende der Gasse das Bootshaus. Das letzte Stück sprintete sie, obwohl ihre Lunge schmerzte. Vor der Tür hielt sie an, riss sie auf und stürzte dann ins Innere, als wolle sie sich dort verstecken.

Leaf
Unsicher verharrte sie in dem Schatten, in den sie geflüchtet war. Sie hatte den fetten Jungen dort, wo sie ihn haben wollte, traute sich jedoch nicht, zu dem Messer hinüber zu schleichen. Henk mochte nicht der klügste sein, doch er war ihr körperlich bei weitem überlegen und in diesem Moment dermaßen aufmerksam, das sie mit dem kleinen Messer wohl kaum nah genug an ihn heran kam.
Sie machte noch ein paar Schritte im Dunkeln, dann trat sie neben dem Heuhaufen in einen der Lichtflecken, der Arme wie zum Schutz fest um den Körper geschlungen. Mit eingezogenem Kopf blickte sie die Faust an. Sie musste ihn nur genug ablenken.