Sienna
Mit der Tasche in der Hand folgte ich ihm über den Hof und in das Innere des Hauses. "Dreimal darfst du raten." erwiderte ich grinsend, ehe ich die Tasche auf dem Boden abstellte und anschließend zu Aidan rüberschaute. "Wenn du mich Nervensäge aushälst, würde ich gerne bei dir bleiben." fügte ich dann schmunzelnd hinzu, während ich ihn betrachtete.

Sienna
"Ist das eine Fangfrage, damit du dich gleich wieder über meine Prioritätensetzung lustig machen kannst?" wollte ich wissen. "Aber selbst wenn, ich möchte dir deinen Spaß ja nicht nehmen." fuhr ich dann grinsend fort. "Mit anderen Worten, duschen wäre jetzt eine feine Sache." klärte ich Aidan schließlich über mein Vorhaben auf.

Sienna
"Wenn du das sagst.." erwiderte ich schmunzelnd. Man konnte an meiner Stimme deutlich hören, dass ich Aidan das nicht ganz abnahm. "Alles klar, dann bis nachher." sagte ich und sah ihm nach. Erst als Aidan aus meinem Sichtfeld verschwunden war, fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste wo das Badezimmer war. Da blieb mir wohl nichts anderes übrig, als es selbstständig zu finden. Als erstes steuerte ich die geschlossene Tür im Schlafzimmer an und öffnete diese langsam, ehe ich meinen Kopf durch den kleinen Schlitz hindurch steckte und meinen Blick durch das große Zimmer schweifen ließ. "Das war einfach." stellte ich grinsend fest und öffnete die Badezimmertür vollständig, um hinein zu huschen und mich nach einem Handtuch sowie Duschgel umzusehen.

Sienna
Nachdem ich alle Utensilien zusammengesucht hatte, drehte ich den Wasserhahn der Dusche auf und hielt meine Hand darunter, um zu testen, ob das Wasser zu kalt oder zu warm war. Es dauerte einige Sekunden, bis ich realisierte, dass ich eine Weile warten konnte, um zu spüren, wie die Temperatur des Wassers war. Vampire hatten eine komplett andere Temperaturempfindung als Menschen. Daran musste ich mich erst gewöhnen, wie an so viele Dinge. Minutenlang stand ich regungslos unter dem Duschkopf und ließ das Wasser auf meine Haut niederbrasseln. Das leise Geplätscher half mir, meine Gedanken zu sortieren und die neusten Ereignisse zu verarbeiten. Noch immer kam mir alles wie ein Traum vor. Als ich mich halbwegs gefasst hatte und wieder blitzblank war, machte ich das Wasser ab und stieg aus der Kabine. Jetzt wo der ganze Dreck von den letzten zwei Tagen verschwunden war, kam es mir so vor, als ob eine Last von meinen Schultern fiel. Ich fühlte mich einfach befreiter. Flink zog ich eine saubere Jeanshose und ein schlichtes Top an, ehe ich meine Haare mit dem Handtuch trocknete und mich auf die Suche nach Aidan machte.

Sienna
So ziemlich planlos lief ich durch das große Gebäude. Währendessen begutachtete ich mit neugierigen Blicken die Einrichtung. Ich folgte dem Klang von Aidans Stimme, als dieser mich zu sich rief. So fiel es mir viel leichter, mich zu orientieren und den richtigen Weg zu finden. "Kann ich dir bei etwas helfen?" fragte ich, als ich schließlich wenige Meter von ihm entfernt zum Stehen kam und gelassen die Hände in den Hosentaschen verschwinden ließ.

Sienna
Ich musste unwillkürlich lächeln, als Aidan mich küsste. "Ich weiß nicht." antwortete ich nachdenklich, während ich mich in dem Saal umschaute. "Wie verbringt man denn so viel Zeit ohne sich zu langweilen?" stellte ich die Gegenfrage und betrachtete Aidan. Ich hatte über Jahre hinweg immer den selben Tagesablauf gehabt: Morgensport, Frühstück, Schule, Mittagessen, Sport, Abendessen, manchmal noch mehr Sport, schlafen gehen und dann ging das Ganze wieder von vorne los. Doch als Vampir musste ich mir wohl neue Beschäftigungen suchen. Zumindestens was das Essen anging. Daran hatte man keine Freude, wenn man nichts schmeckte. Da konnte ich gleich auf einer alten Schuhsohle rumkauen, das hätte in etwa den gleichen Effekt.

Sienna
Auf meinen Lippen machte sich ein Grinsen breit. "Dann hatte ich also recht damit, dass du mich verfolgt hast." stellte ich fest. Ich liebte es, recht zu haben. Zu Mal es eine Seltenheit war, dass ich bei einer Diskussion mit Aidan rechtbehielt. Da musste ich diesen kurzen Moment der Genugtuung einfach genießen. "Was hälst du davon, mir ein wenig die Gegend zu zeigen?" fragte ich dann lächelnd und hielt einen Moment inne. "Wenn du weg bist, würde ich nur ungerne die ganze Zeit in unseren vier Wänden sitzen." fügte ich nachdenklich hinzu. Ich war mir sogar ziemlich sicher, dass ich durchdrehen würde, wenn ich die ganze Zeit über alleine in dem Haus versauern musste. Da würde ich lieber ein paar Stunden im Wald verbringen.