Sienna
Ich schüttelte nur grinsend den Kopf. Vermutlich würde ich an seiner Stelle genau so handeln. Einer musste ja Freude an der ganzen Sache haben. Ich stieg ebenfalls wieder in den Wagen. "Wer war das?" wollte ich wissen, als er das Telefonat, welches er ebenfalls auf einer anderen Sprache führte, beendet hatte. Ich war neugierig, das war nichts Neues. Allerdings hatte ich schon wieder nichts verstanden. Vielleicht sollte ich auch ein paar Sprachen lernen. Immerhin hatte ich nun genug Zeit dafür.

Sienna
Ich musterte Aidan eingehend. Er verhielt sich komisch. In der Magengegend kam ein mulmiges Gefühl auf. Irgendwas sagte mir, dass mehr als nur ein alter Bekannter dahinter steckte. "Ist ja noch nicht so lange her, dass ich ein Mensch war. Ich denke, das müsste ich hinbekommen." meinte ich nachdenklich, ehe ich den Blick von ihm abwendete.

Sienna
Jetzt wo Aidan es ansprach.. Ich atmete und blinzelte nicht. An sich war es schon merkwürdig, aber bisher war es mir gar nicht aufgefallen. Ich nickte, als Zeichen, dass ich ihm zugehört hatte. "Woher kennt ihr euch denn?" fragte ich weiter. Ich wollte wissen um was es ging und da er so gut wie nichts von sich aus erzählte, musste ich halt nachfragen.

Sienna
Das ungute Gefühl wurde durch diese Aussage auch nicht besser. "Aha." erwiderte ich nachdenklich und sah zur Frontscheibe hinaus. "Möchte ich wissen um welche Art von Arbeit es sich dabei handelt?" fragte ich dann.

Sienna
Ich zog die Augenbrauen hoch. "Du möchtest mich also in einem Land, dessen Landessprache ich nicht mal spreche, mitten in der Pampa für ein bis zwei Tage allein lassen?" hakte ich nach, um sicherzugehen, dass ich nichts falsch verstanden habe. "Und ich dachte es kann nicht mehr schlimmer werden."

Sienna
Es war nicht schwer zu erkennen, dass ich ihn reizte, weswegen ich ausnahmsweise Mal meinen Mund hielt und meine Meinung nicht kund tat. Irgendwo hatte er ja recht, wie so häufig.. Ich fing an, gedanklich in meinen Erinnerungen herumzuwühlen. Ich wollte wissen, an wie viel ich mich schon an den Abend des Überfalls erinnern konnte. Ein paar Bruchstücke kamen bereits jetzt schon zurück. Wie ich nach Hause gekommen war und was ich genau getan hatte, bis ins kleinste Detail. Allerdings war mir bisher nichts wichtiges aufgefallen, weswegen ich das Szenario weiter durchging.

Sienna
Vor meinem geistigen Auge sah ich wie mein Blick durch die verwüstete Wohnung fuhr. Überall lagen Glasscherben, Bücher sowie Teile von kaputten Möbeln auf dem Boden verstreut. Mit den Augen verfolgte ich die tiefrote Blutspur, die in Mitten des Wohnzimmers endete, und dort lag sie, meine geliebte Mutter. Für einen kurzen Augenblick drängte ich die Erinnerung beiseite und starrte aus dem Fenster heraus ins Leere. Ich spürte wie mein Kiefermuskel sich anspannte. Ich zögerte einen Augenblick, ehe ich mich dazu zwang, mich weiter an den Abend zu erinnern. Hier stand ich also, mitten im Chaos. Ich hörte Schritte, doch bevor ich reagieren konnte, wurde ich von hinten angegriffen und stürzte unsanft zu Boden. Dann ging alles ganz schnell. Den ersten Angreifer wehrte ich mit einem Tritt in die Bauchgegend ab, ehe ich mich vom Boden aufrappelte und versuchte den Fausthieben des Zweiten auszuweichen. Nach dem ich mehr Schläge eingesteckt als ausgeteilt hatte, gelang es mir schließlich meinen Gegner zu Boden zu bringen. Ich hatte den Geschmack von Blut im Mund, als mein Blick panisch durch das Zimmer schweifte und ich einen dritten Mann wahrnahm. Er hatte die ganze Zeit am anderen Ende des Raumes gestanden und zugesehen. Ob die anderen beiden nur seine Handlanger gewesen waren? Mit gemächlichen Schritten näherte er sich mir. Instinktiv wich ich ein paar Schritte zurück. Ich schrie ihn an, er solle stehen bleiben, doch er hörte nicht. Im Gegenteil, mit einem gezielten Schlag ins Gesicht nahm er mir die letzte Kraft, mich auf den Beinen halten zu können. Völlig außer Atem wischte ich mir mit dem Handrücken das Blut von der aufgeplatzten Lippe und sah zu dem Fremden nach oben. Dieser stand seelenruhig vor mir und blickte auf mich herab. Ich hörte wie er die Knöchel seiner Hände knacken ließ. Dann ging er in die Hocke, verschränkte seine Hände ineinander und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. Sein Gesicht war größten Teils von einer Kapuze verdeckt. Selbst ohne diese, wäre es schwer gewesen, seine Gesichtszüge zu erkennen. Dafür war das Licht im Zimmer viel zu trüb. Mein Blick richtete sich auf die Innenseite seines rechten Unterarmes. Er hatte ein Tattoo. Wie hatte ich das nur vergessen können? Ich konnte allerdings nicht erkennen was es darstellen sollte. War es eine Zeichnung? Vielleicht auch ein Potrait? Oder doch ein Schriftzug? Angestrengt versuchte ich es zu erkennen. Doch die Erinnerung daran war noch nicht zurückgekehrt. Ich schloss für einen Moment die Augen und blickte dann auf meine geballte Faust, die auf der Fensterlehne des Autos lag. Fieberhaft überlegte ich wer in meinem Bekanntenkreis ein Tattoo auf dem Unterarm trug. Ich konnte nicht noch länger darauf warten, dass ich mich an alles erinnerte. Ich wollte es jetzt wissen.

Sienna
Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe, während mein Blick weiterhin auf meiner Faust ruhte. Die Knöchel hatten sich bereits weiß verfärbt. Mir fiel einfach keine Person ein, die auf die Beschreibung passen könnte. Etwas zögerlich löste ich die verkrampfte Haltung meiner Hand und legte sie auf meinem Schoß ab. Ohne zu Aidan hinüber zu sehen, wusste ich, dass er mich anschaute. Ich konnte seinen Blick förmlich auf mir spüren. Mir entfuhr ein leises Seufzen. Diese Verbissenheit würde mich irgendwann noch den Kopf kosten.