Leicht legte die Mambo den Kopf schief, als sie bemerkte, dass in Bens Lächeln durchaus etwas Trauriges steckte. Sie sah ihm kurz beinahe suchend ins Gesicht und fragte sich unwillkürlich, was für ein Päckchen der Soldat wohl mit sich trug. Immerhin hatten doch alle irgendeine Last, welche sie mit sich trugen oder nicht? Diara legte ihm kurz eine Hand auf den Arm und lächelte leicht. "Ich bin sicher, dass ich wieder in einem Stück zurück nach Belleville komme. Und du auch", sagte sie nun überzeugt, selbst wenn sie sich da nicht ganz sicher war. Aber immerhin hatte sie gleich zwei Leute, welche auf sie aufpassten. Ein Soldat und ein Loa, sicherer konnte sie doch gar nicht sein, nicht wahr?
Wie sie grade an Ogoun dachte, tauchte dieser kurz später auf und ruckartig wandte Di ihren Blick zu dem Kriegsloa, welcher nun seine ursprüngliche Form wieder angenommen hatte. Mit vor Entsetzen größer werdenden Augen sah sie ihn an. "Zwei dutzend Untote?", wiederholte sie und sah zu Benjamin neben sich. Das war nicht gut. Das war gar nicht gut. Das Mädchen nickte eilig und sprang auf. "In Ordnung. Tritt ihnen in den Ar...Allerwertesten." Sie zögerte. "Sofern sie den noch haben. Aber du weißt was ich meine." Sie schnappte sich ihre Tasche und den Seesack von Benjamin und eilte aus dem Abteil. "Komm, Ben, wir müssen ins letzte Abteil!"

Sie schien sehr überzeugt, zumindest nach ihrem Tonfall. Ich hoffte, dass sie recht haben würde. Ich wollte nicht wieder jemanden enttäuschen. Gerade wollte ich meine Hand auf ihre legen, da sie diese ja auf meinem Arm hatte, da schien Ogoun zurückzusein und berichtete von zwei Dutzend Untote. Ich war sofort wieder in Alarmbereitschaft. Das war viel. Sehr viel. Diara sprang auf und ich zögerte nicht länger, nahm ihr auf dem Weg wieder den Seesack ab. "Was hat Ogoun genau gesagt?" , fragte ich, als ich die Tür des Abteils hinter uns verriegelte.

Ihre Atmung ging nun tatsächlich etwas schneller, denn die beiden waren ziemlich schnell durch die Gänge geeilt und hatten sich zwischen den anderen Passagieren hindurchgezwängt, welche alle in heller Aufregung schienen. Außerdem hatte sich Diaras Puls erhöht, immerhin war die Bedrohung der Zombies nun ziemlich nahe. Sie atmete noch immer, als sie heil im letzten Abteil angekommen waren und Benjamin die Tür verriegelte. Sie ließ sich auf einen Sitz fallen und runzelte leicht die Stirn, als sie sich zu erinnern versuchte. "Dass sie von vorne kommen und..." Sie kniff überlegend die Augen zusammen "... dass er sich darum kümmern will und wir hier solange warten sollten", antwortete die Mambo schließlich und sah wieder zu Ben auf.

Ich drückte den Rücken gegen die Tür, legte den Seesack ab und sah zu Diara während sie sprach. Auch mein Atem ging schwerer. Ich runzelte die Stirn und sah mich in dem Abteil um. "Denkst du, er kriegt das hin? Wenn nicht, sind wir dem ganzen hier ziemlich ausgeliefert.", sagte ich vorsichtig und sah wieder aus dem Fenster.

Kurz sah sie ihn ebenfalls etwas besorgt an, bevor sie schließlich bestätigend nickte. "Ich denke schon. Immerhin ist er doch der Loa des Krieges. Wenn er es nicht hinkriegt, wer dann?", antwortete Diara und sah ebenfalls kurz zum Fenster, bevor ihr Blick auf ihrem Rucksack ruhte. "Vielleicht sollte ich solange wir warten einen Schutzzauber sprechen. Nur für den Fall", meinte Diara leise und erhob sich wieder um ein paar Kräuter aus der Tasche zu holen. Darunter war auch Salbei. "Du hast nicht zufällig Feuer?", murmelte sie leise, während sie im Kopf die Formel durchging. "Jetzt, wo man den Loa mal eben brauchen könnte, ist er nicht da", murmelte sie noch leiser.

"Dann hoffe ich, dass du Recht hast.", sagte ich und fuhr mir durch die Haare. Ich wusste zwar nicht, wie das mit dem Schutzzsuber funktionierte, aber es konnte sicher nicht schaden, also nickte ich und kramte dann in meinem Seesack. Nach kurzem Kramen fand ich die Streichhölzer. "Ja, hier." Ich reichte sie ihr und stellte mich dann wieder ans Fenster, um die Umgebung im Blick zu behalten.

"Mhm" war das Einzige, was Diara grade noch von sich gab, war sie doch vollends damit beschäftigt, alles herzurichten, die Formel in ihrem Kopf aufzusagen und sich zu fragen ob es nun 'pour notre protection' oder 'pour nous protéger' war. Selbst bei einem einfachen Schutzzauber brachte sie den genauen Wortlaut immer irgendwie durcheinander. Jedoch entschied sie sich für die erste Variante. Das klang irgendwie offizieller und bemerkte die Streichhölzer erst, als Benjamin sie ihr hinhielt. "Parfait!", rutschte es ihr auf Französisch raus, bevor sie sich dessen bewusst wurde und etwas verlegen lächelte. "Eh, ich meine perfekt, danke." Diara nahm sie kleine Schachtel entgegen, zog eines der Hölzchen hinaus und entzündete es mit einer geübten Bewegung beim ersten Mal. Mit der kleinen Flamme zündete sie den Salbeistrauch an und wedelte damit im Abteil herum, während sie in leisem, französischen Singsang begann, um Schutz vor bösen Mächten zu ersuchen, in der Hoffnung, es möge klappen.

Ogoun wandelte zurück nach draußen und besah augenblicklich die Umgebung. Die Untoten hatten bereits den ersten Wagon erreicht und fingen bei dem Anblick der Menschen an sich an den Waggons hochzuziehen und die Scheiben mit ihren knochigen Stümpfen einzuschlagen. Die meisten Versuche blieben zwar vorerst erfolglos, doch dieser Anzahl an Fäusten waren auch die massigen Glasfronten nicht gewachsen. Die Leute fingen an zu kreischen und aufgeregt aus dem Wagen in den nächsten zu stürmen und der Loa tauchte hinter dem ersten Pulk der Untoten auf, welche gerade versuchten sich an den zersplitterten Resten der Fenster hochzuziehen. Mit einem Ruck zog Ogoun seine flammende Klinge, dessen feuriger Schweif auch für die Menschen sichtbar wurde wenn die Klinge durch die Luft sauste. Blutbändigung nützte bei diesen Kreaturen nichts, denn jegliches Blut war bereits aus ihren Adern gewichen. Mit einem mächtigen Satz sprang der Loa vorwärts und zerteilte mit einem mächtigen Hieb die ersten zwei Untoten an den Fenstern, sodass der nun zweigeteilte Torso auseinander rutschte und die übel riechenden Innereien freigab, welche angesengt zu Boden klatschten. Nun hatte der Krieger die Aufmerksamkeit der restlichen Untotenschar auf sich gelenkt, was genau sein Plan gewesen war. Sie durften den letzten Waggon nicht erreichen. Mit einer schnellen Handbewegung ließ er eine feurige Wand entstehen, welche die nächsten vier Untoten in schwarzen Ruß tauchte und das verfaulte Fleisch langsam zu verbrennen begann. Es setzte sie nicht sofort außer Gefecht, da sie eh schon tot waren, aber es würde nicht lange dauern bis sein Feuer seinen Zweck erfüllt hätte. Und das war erst der Anfang. Die Menschen im Zug bekamen nun Panik, flohen auseinander wie Insekten aus ihrem Bau und Ogoun schnaubte, während er mit gezückter Klinge in Angriffsstellung die nächste Welle fixierte um ihnen die Richtung zu versprerren.

Die Schwestern hatten was sie brauchten, doch das Ritual schien nicht beendet. Die Geister kreischten und Lyra verzog das Gesicht während Nero eine Formel zu rezitieren schien, welche ihm augenscheinlich viel Konzentration abverlangte. Lyra zog ihre blutende Hand zurück, schloss nun doch vor Furcht die Augen als der Nebel sich um sie herum verdichtete und nur noch den Bocor einschloss, welcher schließlich final die Geister zurück in ihre Welt sperrte. Als er etwas zu murmeln begann öffnete Lyra ihre Augen wieder, musterte den Necromancer kurz wie er leicht in sich zusammensackte, sichtlich mitgenommen von der Prozedur. Die junge Frau atmete schneller als üblich und langsam normalisierte sich diese wieder, während sie ein Stofftuch aus ihrer Tasche zog und sich notdürftig auf die Wunde presste. Dabei sah sie den Bocor an. "Auf einer Ranch?" Ihr Blick fiel zur Karte und dann zu Tamina. "Wir müssen dorthin. Wenn er wirklich dort ist, dann ist das unsere einzige Chance."

Ich musste tatsächlich kurz Schmunzeln, als sie sich korrigierte. Das hätte ich tatsächlich gerade noch verstanden, aber ich sagte es ihr nicht. Sie sollte sich lieber auf das Ritual konzentrieren. "Nichts zu danken.", sagte ich leise und sah aus dem Fenster nach vorne. Ich konnte nicht viel sehen, aber ich meinte Flammen zu sehen und sie wurden mehr. Ich hoffte, dass Ogoun die Quelle war und es nicht ein weiteres Problem gab.

Es ging ein bisschen, bis die Mambo ihr Ritual beendet hatte. In der Hoffnung, dass sie die richtige Formulierung gewählt hatte und soweit alles nach der Zufriedenheit der Loas ausgeführt hatte, stellte sich Diara nun leicht hinter Ben hin und spähte ebenfalls aus dem Fenster. "Wie siehts aus? Gewinnen wir?", fragte sie den Soldaten nun und kniff leicht die Augen zusammen, um etwas draußen zu erkennen. Einen Moment später sah sie den Kriegsloa, der offenbar die Aufmerksamkeit der Untoten auf sich gelenkt hatte. Wenn sie das richtig erkannte, lagen schon ein paar am Boden. Das zweite Mal tot. Hoffentlich würden sie es diesmal auch bleiben. "Ich hoffe bloß, dass die nicht noch ein zweites Mal aufstehen", murmelte die Mambo leise, betrachtete die Leichen und sah dann kurz zu Benjamin.

Mittlerweile sah man, dass die Flammen sich sehr kontrolliert bewegten, was mich schließen ließ, dass der Loa derjenige war, der es befehligte. Das war gut, dann musste man sich wenigstens keine Sorgen um ein mögliches unkontrolliertes Feuer machen. Das konnten wir jetzt nicht so gebrauchen. "Noch ist nichts gewonnen, aber - was auch immer er genau macht - es scheint zu wirken.", sagte ich. Die Untoten schienen immerhin erstmal geschlagen zu sein. Eine zweite Auferstehung wäre sehr ungünstig, da musste ich Diara zweifelsohne Recht geben. "Das hoffe ich auch.", sagte ich und sah sie an.

Vor Rage schnaubend kämpfte sich der Loa durch die Horden an laufenden Leichen. Auch wenn er seine Klinge mit einer erstaunlichen Leichtigkeit zu führen wusste, so waren seine Hiebe derart kraftvoll, sodass schnell drei weitere Untote auf Anhieb außer Gefecht gesetzt wurden. Vorausgesetzt sie blieben liegen und blieben nun endgültig tot. Erneut machte er mit seiner flammenden Klinge einen Satz nach vorne, auch wenn das gesamte Kampfgeschehen immer weiter nach hinten rückte. Schließlich war das erste Dutzend geschlagen als er sah dass einige Untote sich bereits nach hinten begeben hatten. Ogoun wandelte dorthin und spürte sogleich den Schutzzauber, welchen die Mambo scheinbar gewirkt hatte. Gutes Mädchen. Der Loa konnte diesen jedoch dennoch betreten, allein durch die Verbindung die die beiden hatten. Er blockte ein paar Hiebe mit seiner Klinge und holte von unten aus, um zwei weitere Leichen zu zerteilen. Die nächsten drei fielen durch Feuer aus der Hand des Loas, sodass noch 7 standen, von denen sich ein paar bereits in die Waggons gekämpft hatten.

Kurz beobachtete sie den Loa, wie er in fließenden Bewegungen die Untoten zerteilte und schließlich nickte Diara. "Definitiv", bestätigte sie und tatsächlich stahl sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. Einmal mehr war sie froh, dass der Loa hier war. Ansonsten hätte sie ein ernsthaftes Problem. Sonderlich viel konnte die Mambo alleine schließlich nicht ausrichten. Während sie Ogoun zusah, war ihr gar nicht aufgefallen, dass es ein paar der Wesen in den Zug geschafft hatten. Erst als ein Ruckeln durch den Wagon ging und sich die Dunkelhäutige sicherheitshalber kurz an Ben festhielt um nicht umzufallen wusste sie, dass sie nicht mehr alleine waren. Beunruhigt sah sie zu Benjamin hoch und sah dann zur Türe. Sie fühlte, wie nahe die Untoten waren, spürte die dunkle Magie in ihnen war. Unbewusst klammerte sie sich leicht an den Soldaten, den sie nicht losgelassen hatte. Diara schluckte leicht und sah noch immer zur Tür. "Jetzt werden wir wohl herausfinden, wie gut mein Zauber wirkt. Sie sind im Zug"

Ogouns Feuer kam besser in unser Sichtfeld, was wohl bedeutete, dass er immer weiter nach hinten kommen musste, aber er schien trotzdem viele erledigen zu können. Dann ruckelte der Zug und reflexartig hielt ich Diara fest an der Taille, um sie zu halten, da sie auch nach Halt suchte. Ich schluckte und sah zur Tür. Der Zauber musste halten. Wenn nicht, saßen wir hier in der Falle. Ich schluckte. "Ich hoffe er funktioniert.", sagte ich leise und schob meinen Körper, sie immer noch haltend, halb vor sie, um ihr Schutzschild zu sein.