Lyra

Lyra erwiderte fast schon frech den musternden Blick des Barkeepers. Die junge Afroamerikanerin würde sich sicher nicht von diesen Leuten hier einschüchtern lassen, dafür war sie bisher viel zu weit gekommen! Während Tamina für sie ein Wasser bestellte ging ihr Blick erneut zu dem sonderbaren Mann, welcher sich wohl als einer der wenigen nicht für ihr hereinkommen interessiert hat. Außerdem kam es Lyra so vor, als habe sie den Mann schon einmal gesehen. Möglicherweise auf einem der Plakate? Oder auf dem Titelblatt einer Zeitung? Sie war sich nicht mehr sicher, doch wenn sie das richtig aufgeschnappt hatte, so war ein Bocor in New Oreans zugegen, welcher große Kräfte besitzen sollte. Ein Bocore wäre für sie doch genau das Richtige, denn mithilfe der mächtigen Loas würden ihre Chancen auf Erfolg nur noch weiter steigen. Das es gerade ein Bocor war störte Lyra dabei weniger, denn sie hatte tatsächlich nichts dagegen, auch mal zu drastischeren Mitteln zu greifen. Und einen Houngan oder eine weißmagische Mambo zu suchen, würde nur noch mehr Zeit kosten. Vor dem Mann standen einige Gläser, er schien also schon länger hier zu sein. Als das Wasser kam bedankte sich die junge Frau und beugte sich zu ihrer Schwester herüber, bevor sie flüsterte: "Der Mann da drüben mit dem Zylinder.. ich glaube ich habe ein Bild von ihm irgendwo gesehen beim gehen durch die Gassen. Wenn mich nicht alles täuscht, ist er sogar ein Bocor." Lyras Augen weiteten sich leicht vor Aufregung. "Tami wenn das stimmt, könnte er uns bei der Suche helfen! Mit der Macht der Loas hätten wir gute Chancen." Und es gab natürlich nur einen Weg das herauszufinden. Schnell griff sie ihr Glas und rutschte am Tresen entlang, bis sie neben dem Mann auskam und diesen noch einmal von nahem kurz musterte. Leichtes Misstrauen, aber auch Entschlossenheit lag im Blick der jungen Frau. Ohne große Umschweife ergriff sie das Wort. "Entschuldigen Sie, Sir. Wir sind auf der Suche nach jemandem. Sie kennen sich nicht zufällig hier etwas aus?" Es war gewagt, sowas einfach frei schnauze zu fragen, doch Lyra war jung und entschlossen, ihren Bruder zu finden.

Diara
"Oh also doch den ganzen Weg", stellte sie lächelnd fest, immerhin war Diara irgendwie froh darüber. Er schien wirklich nett zu sein und wie schon gesagt - es wäre schade, ihn in den sicheren Tod zu schicken. Wenn er an die Front ginge, wäre das wohl das Schicksal, was ihm blühen würde, wenn sie die Zombies nicht bald aufhielten. Ben und die junge Mambo schlängelten sich also durch die Strassen Bellevilles und kamen dem Stadtrand langsam näher. Was wohl auch bedeutete, dass sie ihm bald die ganze Wahrheit erzählen können würde. Doch bis dahin wollte sie nicht stillschweigend neben dem Soldaten herlaufen, weshalb sie nun also die Konversation am Laufen halten wollte. "Und du bist hier aus Belleville, nehme ich an?", fragte die Dunkelhaarige und sah zu Benjamin auf.

Benjamin
Ich nickte lächelnd. Wenn schon denn schon. Außerdem war mir das echt lieber, wenn ich sie sicher an ihrem Ziel wusste, auch wenn ich das noch nicht genau kannte. Wir näherten uns dem Stadtrand, als sie wieder die Stimmer erhob. Erneut bestätigte ich mit einem Nicken. „Ja, ich bin hier geboren und habe mein ganzes Leben hier verbracht, bis ich zur Armee bin.“ Ein leicht trauriger Ausdruck trat auf mein Gesicht, aber ich wandte es etwas nach unten. Ich war nicht froh darüber, wie meine familiäre Situation gerade war, aber es ließ sich leider nicht ändern.

Diara
Kurz besah sich Diara den Soldaten von der Seite. Er war auf jeden Fall ein paar Jahre älter als sie, doch nicht sehr viel. Wenn er also hier gelebt hatte, bevor er zur Armee ging, wieso waren sie sich nie über den Weg gelaufen? Belleville war jetzt nicht besonders gross. Andererseits.. sie hatte dunkle Haut und er war ein Weisser. Vielleicht hatte sie damit ihre Antwort gefunden. Die junge Mambo nickte schliesslich, während Diara zu Ben sah. Leicht runzelte sie die Stirn, als er irgendwie betrübt aussah. Sollte sie etwas dazu sagen? "Das ist eine lange Zeit an nur einem Ort", meinte Diara schliesslich nur leise.

Benjamin
Ich versuchte meine Gedanken wieder loszuwerden, denn ich wollte da nicht mehr dran denken, vor allem jetzt nicht. Es war acht Jahre her, aber trotzdem schmerzte der Gedanke an Belle und die Reaktion meines Vaters. Langsam nickte ich. „Ja, das stimmt. Lebst du schon lange hier oder war Belleville nur eine Zwischenstation für dich?“, fragte ich sie dann. Ich wollte mich jetzt lieber mit meiner neuen Bekkanntschaft beschäftigen.

Tamina

Der ernste und durchdringene Blick des Barkeepers ließ meine Nackenhaare aufstellen, solche Typen gefielen mir ganz und gar nicht und ich sah misstrauisch dabei zu, wie er frisches Wasser in zwei Gläser füllte. Lyra neben mir war plötzlich sehr erregt, aufgeregt, was mich beunruhigt zu ihr sehen ließ. Ihr Blick war den mysteriösen Mann gerichtet, welcher noch immer in seine leeren Gläser starrte. Ich lehnte mich etwas zu meiner Schwester, als sie mir Worte ins Ohr flüsterte, während ich den Mann mit dem Hut nicht aus den Augen ließ. Irgendetwas war an ihm, aber was es war, konnte ich nicht sagen, es war zu gleich spannend als auch beängstigend. "Ein Bocore??!", stieß ich heraus und hielt mir eilig die Hand vor den Mund, um die Lautstärke meiner Worte zu verringern, damit uns niemand hörte, schon gar nicht, der gemeinte Mann. Doch ehe ich meine Schwester warnen konnte, dass ein Bocore, dunkle Magie zu bösen Zwecken nutzte, war sie von meiner Seite gewichen und schob sich von dem Tresen zu ihm rüber. Mit Entsetzen sah ich meiner Schwester hinterher 'War zum...'. "Lyra komm sofort wieder hierher!", rief ich halblaut zu ihr rüber und strafte sie mit einem bösen Blick, als sie nicht reagierte. Sie quatschte einfach den Mann an, welcher zunächst nicht einmal zu reagieren schien, was meinen inneren Bogen zu sehr überspannte. Ich verließ meinen Platz und trat an Lyras Seite, griff sie am Arm und sah dann zu dem Mann. "Entschuldigen Sie, Sir das plötzliche und unhöfliche Verhalten meiner Schwester. Wir wollten Sie nicht stören", wandte ich mich an diesen und lächelte verlegen und darauf bedacht, einen weißen Mann so schief von der Seite her anzusprechen. Streng sah ich meine Schwester an "Komm jetzt Lyra, der Mann hat besseres zu tun, als uns zu helfen.", versuchte ich es abermals meine Schwester von dem Fremden los zu bekommen 'Herr Gott, wenn sich dieses Kind einmal etwas vorgenommen hat, lässt es sich ganz schwer davon trennen.' dachte ich und sah dann etwas verwirrt zu dem dunklen angezogenen Mann rüber, welcher hoffenbar mit sich selbst redete. 'Na fein, auch noch ein Verrückter, große Klasse, kleine Schwester!', dachte ich in mich hinein, während ich noch immer versuchte Lyra von ihm weg zu ziehen.

Ogoun

Er wartete bis die beiden sich vorgestellt hatten und lief schließlich wie meistens schweigend hinter den beiden her. Im Gegensatz zu ihnen schlängelte der Hüne nicht, nein, er lief einfach durch die Massen hindurch. Die beiden unterhielten sich und auch wenn der Loa nicht so aussah, so hörte er dennoch zu. Der Knabe schien kurz einen traurigen Ausdruck zu bekommen während er erzähle, doch ansonsten machte er bisher keinen bösen Endruck. Und mit Bösartigkeit kannte Ogoun sich aus, immerhin war er ein Petro-Loa, auch wenn es nun doch immer noch ungewohnt war, als Rada hier zu stehen. Er begann schon fast, den Kampf zu vermissen, das Geräusch von Waffen, der Geruch des Blutes und die Hitze des Feuers im Eifer des Gefechtes. Ja, er war ein stolzer Krieger! Ein Krieger, welcher nun einem jungen und ebenso verpeilten Mädchen hinterherdackelte, wie ein angeleinter Köter. Ogoun seufzte kurz murrend, verschränkte die Arme während er hinter den beiden herlief.

Lyra

Der Mann sah sie nicht an, doch das musste er auch nicht, denn seine Antwort genügte der jungen Barbadierin. Immerhin schickte er sie nicht gleich fort. Plötzlich begann er etwas in eine andere Richtung zu sprechen, was Lyra kurz eine Augenbraue heben ließ. Sie öffnete den Mund um zu einer Antwort anzusetzen als ihre Schwester dazwischenfunkte und sie am Arm packte um sich sogleich darauf für ihr Verhalten zu entschuldigen. Verstimmt plusterte die junge Frau leicht die Backen auf und sah ihre Schwester eindringlich an, welche ihr am Arm zog. "Tami, dieser Mann sagt er kenne jeden hier in dieser Stadt. Vielleicht weiß er wo Matou ist. Dafür sind wir doch schließlich hier oder nicht?" protestierte sie leise und wandte den dunkelbraunen Blick wieder zu dem weißen Mann, ungeachtet dessen ob er das geflüsterte Gespräch mitbekommen hatte oder nicht ehe sie wieder zu Tami sah. Sie löste die Hand ihrer Schwester von ihrem Arm und nahm diese stattdessen in ihre eigene Hand, um diese leicht zu drücken. "Tami, wir müssen irgendwo ansetzen. Und wenn die Chance auch nur sehr gering ist, so müssen wir sie ergreifen!" Auch Lyra bemerkte die unfreundlichen Blicke der Männer um sie herum, doch sie versuchte sich nicht einschüchtern zu lassen. Kurz ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. "Außerdem je weniger Zeit wir hier drin verbringen desto besser. Also brauchen wir schnelle Antworten."

Diara
Auf die Gegenfrage hin zuckte Diara nur leicht mit den Schultern. Das war eine hervorragende Frage. Sie hatte sich noch nie so wirklich überlegt, ob sie in Belleville bleiben würde oder nicht. Die jetzige Situation liess es im Moment sowieso nicht zu, dass sie Amerika überhaupt verlassen würde. Wollte sie das überhaupt? Ja, sie hatten ein gutes Leben in Haiti - zumindest soweit sie sich erinnern konnte. Etwas in Gedanken versunken sah sie nach vorne und hätte einen Moment lang beinahe vergessen, dass sie nicht alleine war. Nein, denn immerhin hatte die junge Mambo gleich zwei Personen bei sich. Wobei - konnte sie Gou überhaupt als eine Person bezeichnen? Ein Loa war doch eher ein Geisterwesen. Konzentrier dich, Diara! Sie blinzelte und sah zu Ben, während sie sich räusperte. "Also ich lebe schon seit ein paar Jahren hier, auch wenn ich nicht hier geboren wurde. Aber ob es eine Zwischenstation ist, kann ich dir nicht sagen" Diaras Lächeln war bei diesen Worten beinahe etwas bedrückt, bevor sie die Stirn bei Ogouns Seufzen runzelte und ihn kurz streng ansah. Es gab keinen Grund so mürrisch zu sein! Während ihres Gedankenganges hatte sie gar nicht bemerkt, dass sie nun aus der Stadt getreten waren. Doch ein Stück weiter von der Stadt weg zu sein wäre wohl ratsam, um Benjamin einzuweihen. "Aber naja, wer weiss schon, wo einen das Leben hinführt, oder?", nahm sie das Gespräch wieder auf.

Benjamin
Sie brauchte eine Weile bis sie antwortete, aber ich hetzte sie auch nicht. Warum sollte ich auch? Die Frage hatte ja auch direkt eine gewisse Überlegung nach sich gezogen. Das Lächeln bei ihrer Antwort hatte wohl eine ähnliche Bedrücktheit wie mein Gesicht zuvor. „Das stimmt, das weiß man nie.“, sagte ich und sah sie von der Seite an. Die Stadt hatten wir mittlerweile verlassen. „Und wo kommst du eigentlich her?“

Diara
Kurz wägte sie ab, wie viel sie ihm eigentlich erzählen sollte. Aber wovor sollte sie sich fürchten? Was sollte denn schon passieren, wenn er ein bisschen besser über sie Bescheid wusste. "Ich stamme aus Haiti, wo ich auch aufgewachsen bin. Bis..." Diara zögerte leicht und seufzte "naja du weisst schon" Schliesslich war es nichts Ungewöhnliches, dass Menschen - dunkelhäutige Menschen - von ihrer Heimat fortgerissen wurden. Diara schwieg nun, während sie weitergingen und tatsächlich hatten sie nun langsam eine gute Entfernung zur Stadt, weshalb sie sich bereits kurz nach einem geeigneten Ort umsah. Oder konnte sie Ben das einfach mitten auf der Strasse erzählen?

Benjamin
Gespannt wartete ich auf ihre Antwort, sah aber dann bedrückt zu Boden. Wie Belles Familie. „Das tut mir leid.“, sagte ich. Es war keine leere Floskel. Ich meinte das wirklich so. Ich fand furchtbar, was man den Menschen damit antat. Sie hatten das nicht verdient. Niemand hatte das verdient. Ich sah sie vorsichtig an, sie schien zu überlegen. Worüber genau wusste ich nicht.

Diara
Die junge Mambo sah sie von der Seite zu Benjamin. Seine Worte überraschten sie doch kurz, war es doch nicht der Normalfall, dass es vor allem Weissen so aufrichtig leidtat. "Danke, Benjamin. Mir auch", meinte Diara leise, denn immerhin hatte sie dadurch die Hälfte ihrer Familie verloren. "Aber es muss einen Grund geben, warum ich jetzt hier bin", meinte sie immer noch leise und blieb schliesslich stehen und sah zu Ben auf. "Und vielleicht ist diese Reise der Grund dafür" Kurz sah sie zu Ogoun, welcher während des Gesprächs sehr still gewesen war. "Weisst du, ich versuche diese Sache mit den untoten Kriegern zu lösen", fiel Diara mit der Tür ins Haus und sah dann wieder zu Ben, um seine Reaktion abzuwarten. Er würde sie nun bestimmt für vollkommen verrückt halten.