Raik
"Ich verstehe." murmelte ich. "Schade um die schöne Kette." Dann kramte ich in meiner Tasche nach Brot und etwas Pökelfleisch. "Isst du auch Fleisch?" Ich hielt ihr beides hin. Immerhin war sie ein Hirsch mit Reißzähnen, wer wusste schon, was sie da alles aß.

Raik
Ich lachte. "Alles klar." Mit sicheren Handgriffen verstaute ich das Fleisch also wieder und legte den Beutel quasi als Kissen in meinen Nacken. Mein Blick wanderte hinauf zum Himmel. Der Mond war bereits recht weit gewandert. "Wir sollten schlafen. Es ist schon spät." bemerkte ich dann und richtete mich wieder auf. Ich würde wieder in Tiergestalt schlafen, das war einfach angenehmer.

Raik
Interessiert sah ich ihrer Verwandlung zu, bevor ich aufstand und mich selber verwandelte. Ein bisschen wie Tag und Nacht erschienen unsere Tiergestalten. Augenblicklich musste ich an Astrid denken. Was sie wohl denken würde, wenn sie uns sehen würde? Ich legte mich hin und legte den schweren Kopf auf meine Vorderpfoten. Shiloh und ich waren so verschieden und doch... Sie erinnerte mich an Astrid. Sie war zumindest auf den ersten Blick ebenso mein Spiegelbild. Amüsiert verzog ich meine Lippen zu einem Grinsen, als ich mir vorstellte, was ein Reisender denken musste, wenn er uns so sah. Ein großer weißer Hirsch lag neben einem großen schwarzen Säbelzahntiger und beide schliefen friedlich.

Raik
Am nächsten Morgen wachte ich auf und streckte mich. Mit einem Schütteln schleuderte ich den Tau aus meinem Fell, bevor ich mich zurückverwandelte und begann, meine Rüstung abzulegen. Ich wollte die frühen Morgenstunden dazu nutzen, ebenfalls zu baden. Auch meine Hose legte ich ab. Nur eine wollerne Unterhose hatte ich noch an, als ich in das Wasser ging. Es war kühl, doch lange nicht so kalt wie die Gebirgsflüsse bei uns am Dorf, die das Schmelzwasser von den Bergen führten. Ich tauchte unter und schwamm ein wenig in den See hinaus. Das Wasser spülte den Dreck und den Schweiß der letzten Tage aus meinem Fell auf dem Rücken und reinigte auch endlich meine Haare. Die Gesichtsbemalung jedoch blieb bestehen. Sie war mit einer Farbe aufgetragen, die zu einem großen Teil aus Fetten bestand. So konnte ich sichergehen, dass der Schweiß die Farbe nicht in meine Augen oder meinen Mund trieb.

Raik
Nach einer Weile schwamm ich zurück zum Ufer und sah zu Shiloh. Sie schien schon wach zu sein. Ohne zu Zögern trat ich aus dem Wasser und ging zu meinen Klamotten, wo ich mir meine Hose wieder anzog. Der Stoff klebte auf der nassen Haut, doch daran war ich gewöhnt. Das nasse Fell war viel schlimmer. Doch ich konnte nicht wirklich was dagegen machen. Jedoch entschied ich, die restlichen Klamotten erstmal auszulassen, bis die morgentliche Wärme die Haut von sich aus trocknete. Da ich eine recht hohe Körpertemperatur besaß, trocknete ich immer recht schnell. Ich kramte in dem Beutel und zog Brot sowie Pökelfleisch hervor. Das Brot hielt ich zu ihr, während ich von dem Pökelfleisch aß.

Raik
Während sie das Brot kaute, knabberte ich an dem Pökelfleisch rum und rechnete unsere Vorratsmenge mal durch. Anders hatte für eine Person gepackt, doch ich kam ein paar Tage auch nur mit Fleisch aus. Ansonsten musste ich auf dem Rückweg was erjagen, das wäre auch nicht das Problem. Die Sonne schien auf meinen Rücken und trocknete langsam das schwarze Fell. Ich spürte, wie noch vereinzelt Tropfen aus meinen Haaren fielen und über die tätowierten Arme zu den Ellenbögen rannen, von wo sie zu Boden tropften. Ruckartig schüttelte ich den Kopf, um die letzten Tropfen aus den Haaren zu kriegen. Wir hatten vielleicht 6 Uhr morgens. Während ich aß, lehnte ich mich nach hinten und griff das Lederband meines Totems. Ich fühlte mich unwohl sobald das kleine Ebenholztierchen nicht auf meiner Brust hing. Das Band zog ich über den Kopf und genoss dann die Wärme, die sich in dem dunklen Holz gespeichert hatte.

Raik
Ich nickte zustimmend und schob das letzte Stück Fleisch in den Mund. Noch während ich kaute, zog ich mein Wams wieder an und legte die Rüstung an. Als ich fertig war, was sogar recht kurz später war, streckte ich mich einmal. "Bin soweit fertig." Ein bisschen nervös war ich schon, aber das konnte nicht schlimmer sein als die schlachten, die ich schon erlebt hatte.

Raik
Ich ging ihr nach, wobei ich die Hand auf den Griff meines Schwertes legte. Ich war erst zwei Mal in der Stadt gewesen und dann immer im Schutze der Dunkelheit. Einfach bei Tag hineinzuspazieren erschien mir schon beinahe fahrlässig. Als die Gebäude um uns herum aufragten, hielt ich mich in den Schatten dieser. Aufgrund meiner dunkel Kleidung war ich so schwerer zu sehen und ich fühlte mich sicherer.