PRS von Harley Q. und Kagé

Raik
"Aber Vater ich will auch mit!" quengelte Meena und versuchte, sich aus Mutters Armen zu befreien. Mutter lächelte sanft. "Meena, du bist noch zu klein." Wütend drehte sich das Mädchen um. "Ich BIN nicht klein! Ich bin eine starke Kriegerin!" Um ihre Worte zu beweisen, befreite sie sich entgültig und schoss in eine sichere Reichweite von Mutter weg. Vater schüttelte den Kopf, lächelte dabei aber warm. "Mein kleiner Wirbelwind..." murmelte er. Man sah ihm an, dass er überlegte. Ich machte einen Schritt vor. "Ich kann auf Meena aufpassen." schlug ich vor und bereitete mich schonmal auf den Ansturm des Mädchens vor. Und tatsächlich begannen ihre Augen zu leuchten, als sie auf mich zuschoss. "Jaa, Raik, bitte bitte bitteeeee!" quengelte sie. Ich sah von meinem Vater zu meiner Mutter. Mutter machte ein verdriesliches Gesicht, erhob sich dann aber und kam zu mir. "Pass gut auf sie auf. Mögen die Ahnen euch schützen." sprach sie und legte die Hand aufs Herz. Vater nickte zustimmend. "Ragnar! Björn! Takkar! Horik! Abmarsch!" Die Krieger und mein Burder nickten. Björn und Horik nahmen ihre Tiergestalten, ein Bär und ein Wolf, an und die anderen zogen ihre Bögen. Auch ich verwandelte mich schnell und sah dann auffordernd zu meiner jüngsten Schwester. Mit einem siegessicheren Lächeln kletterte sie auf meinen Rücken. Aus dem Augenwinkel sah ich Astrid. Sie kam zu uns, strich mir kurz über den Kopf und korrigierte dann Meenas Sitz. "Egal was passiert, lass niemals los." wies sie Meena an und ging dann vor mir in die Hocke, sodass unsere Augen auf einer Höhe waren. "Pass gut auf sie auf, sgàthan." Ich schnaubte und nickte dann, bevor ich mich zu voller Größe aufrichtete und der Gruppe nachtrabte, die sich bereits vom Lager entfernte. Auf meinem Rücken jauchzte Meena vor Begeisterung. Es war das erste Mal, dass sie aus dem Dorf herauskam und ich spürte ihre warmen Händchen auf meinem Rücken. Sie krallte sich in dem längeren Fell auf meinem Rücken fest, direkt neben Gurten, an denen auch meine Waffen hingen, für den Fall, dass wir in einen Kampf verwickelt wurden. Mit festen Schritten trabte ich durch das dichte Unterholz und Schnee knirschte unter meinen Pfoten. Ich spürte, wie Meena sich bewegte. "Raik, ich hab eine Schneeflocke gefangen!" hörte ich sie sagen. Vater rief sie zur Stille. Wir waren schließlich auf der Jagd. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie sie plötzlich eine sehr ernste Miene machte und nickte. Der Weg in das heutige Jagdgebiet lag schneller hinter uns als erwartet. Da die südlichen Teile des Waldes nicht verschneit waren, kamen wir deutlich schneller voran als sonst und Vater und Ragnar hatten bereits eine Fährte gefunden. Es war eine Wildschweinrotte, genug um das Dorf für ein paar Tage zu ernähren und das natürliche Gleichgewicht nicht zu zerstören. Der frische Waldgeruch drang in meine empfindliche Nase und schwand langsam, ebenso wie der Wald lichter wurde. Die Gruppe verlangsamte ihre Schritte. Fremde Gerüchte lagen in der Luft und das in unserem Revier! Björn fletschte die Zähne, was bei seinem eigentlich eher niedlichen Bärenkopf grotesk wirkte. Ich hörte das Gleiten von Stahl in Leder. Meena hatte mein Schwert gezogen und krallte sich an den Ledergurten fest. Meine Muskeln spannten sich an und Vater gab den Befehl, vorsichtig zu sein. Deutlich langsamer als zuvor rückten wir vor, Takkar und Ragnar hatten die Bögen in Anschlag und Vater hielt seine Wurfbeile bereits in den Händen.

Raik
Als die fremden Geparden auftauchten, sträubte sich mein Nackenfell und entlockte damit Meena ein leises Kichern. Ich hielt mich hinter Ragnar und Vater und Björn und Horik flankierten mich. Takkar hatte hoch oben in einem Baum Stellung bezogen und sich damit in eine bessere Schussposition gebracht. Ragnar lachte hart. Vater hatte ihm das Reden überlassen. Früher oder später würde er ja meinen Posten übernehmen, von daher brauchte er Erfahrung. "Sie sind in unser Gebiet eingedrungen. Und das trotz der deutlichen Vereinbarungen." stellte er klar. Ich ahnte, dass Ragnar die Fremden einfach testen wollten. Also dicke Rüstungen trugen sie jedenfalls nicht, doch das taten die südlichen Völker ja ohnehin seltener. Misstrauisch wie ich war behielt ich die Umgebung im Auge. Nicht, dass wir ungewollt in einen Hinterhalt gerieten. Tatsächlich erregte etwas weißes in einiger Entfernung meine Aufmerksamkeit. Ich gab Björn und Horik ein Zeichen. Sie nickten zustimmend. Ein weißer Hirsch, eine tolle Beute. Wenn das hier geklärt war, würde ich Meena vielleicht mal zeigen, wie eine richtige Jagd vonstatten ging. Doch erstmal musste das hier ausdiskutiert werden. "Sogar ich weiß wo die Grenze ist!" plärrte Meena von meinem Rücken. "Und ich bin gerade mal acht Sommer alt!" Man konnte deutlich den Stolz in ihrer Stimme hören. Vater warf ihr einen mahnenden Blick zu. Dann steckte er die Beile beiseite. "Hört zu, wir sind heute nicht auf Streit aus, also könnt ihr gehen. Aber sollte das nochmal vorkommen, dann rollen hier Köpfe und es werden nicht die unseren sein." warnte Vater. Ragnar wandte sich zu uns - ein Fehler, den ich ihm später noch öfter unter die Nase reiben würde. Man wandte nie dem Feind den Rücken zu. Dann erblickte auch er den Hirsch und grinste, bevor er zu mir sah. "Vater, Raik und ich gehen selber auf die Jagd. Wir stoßen später wieder zu euch. Meena hat was besseres verdient als eine langweilige Wildschweinjagd." sprach er und Vater sah ihn verständnislos an. Doch bevor er was sagen kann, hatte Ragnar sich aus der Formation gelöst und war im Wald verschwunden. Ich seufzte schicksalsergeben und trottete ihm - mit der fröhlich kichernden Meena auf dem Rücken - nach. Der weiße Hirsch war echt verlockend und ich wollte ihn erlegen, bevor Ragnar dies tat. Also beschleunigten sich meine Schritte, bis ich Ragnar überholt hatte. "Treib ihn in den dichteren Wald, da sind wir sicherer vor den Fremden!" meinte mein Bruder, bevor er ebenfalls Tiergestalt annahm. Ich nickte zustimmend und wich zur Seite, um den Hirsch von der Flanke aus anzugreifen. Ragnar, nun als Luchs, scheuchte von hinten.

Raik
Ich hatte es geschafft mich zwischen den Hirsch und die Grenze zu manövrieren und als der Hirsch sich in Bewegung setzte, kam er genau auf Meena und mich zu. Das Mädchen war totstill und kauerte auf meinem Rücken, dicht an mich gepresst. Ich spannte die Muskeln an, kauerte mich zusammen. Ragnar war nun auf der anderen Seite des Hirsches, also konnte ich loslegen. Mit einem Satz brach ich aus dem Gebüsch und landete vor dem Hirsch auf dem Pfad. Dass es kein normaler Hirsch war, bemerkte ich in dem Moment nicht, dafür waren meine Sinne zu sehr auf das Erlegen der Beute fixiert. Sobald ich einen festen Stand hatte, bäumte ich mich auf und schlug mit beiden Vorderpfoten dorthin, wo der Kopf des Hirsches war. Nun entfuhr Meena doch ein begeistertes Kichern.

Raik
Na super, Ausdauersport. Ich schoss dem Reh nach, wobei die dünne Schneedecke unter meinen Pfoten nur kaum hörbar knirschte. Zum Glück war die Fährte gut sichtbar. Irgendwo parallel zu mir rannte Ragnar. Hätte ich Meena nicht auf dem Rücken, wäre ich deutlich schneller gelaufen, aber so... Dieses Problem erledigte sich doch im nächsten Moment. Ich spürte erst, wie sie ihr Gewicht verlagerte, dann drückte irgendwas feste auf meinen Rücken und dann war das Gewicht komplett weg. Ich wollte bremsen, um sie wieder einzusammeln, doch sie schloss selbstständig zu mir auf, in ihrer Säbelzahngestalt. Die junge Säbelzahndame fiel mit ihrem weißlichem Fell im Schnee kaum auf. Mit einem Nicken schickte ich sie zu Ragnar, bevor ich meinen Lauf beschleunigte und den Hirsch einzuholen versuchte. Wäre ich ein Mensch, hätte ich jetzt gelächelt. Er hielt genau auf den Steinbruch zu, aus dem nur ein Ausgang herausführte.

Raik
Der Hirsch saß in der Falle. Ich bedeutete Ragnar und Meena, zurückzubleiben und nahm dann meine Menschengestalt an. Von Ragnars Gurten löste ich seinen Bogen und zwei Pfeile. Dieser stellte sich derweil schützend vor Meena. Sollte der Hirsch also doch noch abhauen, würde der Kleinen wenigstens nichts passieren. Ich ging in eine geeignete Schussposition und legte den Pfeil an die Sehne. Dann spannte ich und zog die schwarz roten Federn bis zu meinen Lippen. Meine Konzentration lag voll auf dem Hirsch, doch Moment. Das war kein normaler Hirsch. Dieser hier hatte Vorderpfoten und auch der Kopf war nicht der eines Hirsches. Ich ließ den Pfeil sinken. "Das hier ist unser Gebiet." meinte ich und meine tiefe Stimme hallte durch den Steinbruch. Ragnar legte den Kopf schief, sichtlich verwirrt, was hier gerade abging.

Raik
In Ordnung, er/sie wollte es wohl nicht anders. Ragnar stieß ein Knurren aus. Ich zog erneut die Federn an die Lippe, zielte auf die Brust des Hirsches und schickte den Pfeil auf die Reise. Den zweiten legte ich ebenfalls direkt an, doch ich schoss noch nicht. Ein Zupfen an meinen Hüftplatten lenkte mich kurz ab. Es war Meena, nun wieder in Menschengestalt. "Darf ich?" fragte sie und streckte mir auffordernd die Hand entgegen. Ich seufzte, gab ihr aber Bogen und Pfeil und sah zu, wie sie sich hinstellte und den Bogen spannte. Er war zu groß für sie, doch das Mädchen wusste zu improvisieren und verwandelte ihre Schultern, sodass sie mehr Kraft hatte.

Raik
Meena zuckte kein Stück zurück und auch als sich der Hirsch in eine Frau verwandelte, verzog sie keine Miene. Doch als sie den Pfeil loslassen wollte, griff ich in die Sehne. Der Pfeil fiel klappernd zu Boden, seiner Kraft beraubt und Meena warf mir einen wütenden Blick zu. Ich schüttelte den Kopf. Entschlossen nahm ich Meena den Bogen ab und befestigte ihn wieder an Ragnars Gurten, ebenso wie ich den Pfeil zurück in den Köcher schob. Dann ging ich zu Meena, die mich immer noch wütend ansah. "Hast du vergessen, was Mutter immer sagt?" Trotzig schob sie die Unterlippe vor, schüttelte aber dann den Kopf. "Die ganze Welt lebt in Harmonie. Tötet man ein wehrloses Wesen obwohl kein Grund besteht, dann strafen die Ahnen einen." rezitierte sie leise und ging dann zu Ragnar. Der Luchs geleitete sie aus dem Steinbruch. Ich nickte der Fremden noch einmal zum Abschied zu, bevor ich ihnen folgte. Ein Hirsch hätte ich töten können. Ihn hätte man essen können. Doch eine junge Frau würde ich nicht essen, also stand es mir auch nicht zu sie außerhalb eines Kampfes zu töten.