Tamina

Tami hielt sich lieber im Hintergrund auf als sich die junge Mambo und ihren Begleiter vorstellte, nickte lediglich freundlich diesen zu. Sie wollte aus diesem eigenartigen Laden raus, schließlich war der Deal zwischen Lyra, ihr und dem Bocore geschlossen und somit erledigt, weshalb Tami auch nicht länger in seinem Laden herum stehen wollte. Als dann alle damit begannen davon zu reden eine Pause von der Reise einzulegen schaltete sich plötzlich Nero mit ein, dass ein paar Straßen weiter eine Gaststätte stand. Was ihre Schwester dazu brachte von ihm ab zu lassen und sich der Idee anschloss. Offenbar war Tami etwas weggetreten, weshalb sie die Worte des Bocore nicht gehört hatte, welche jedoch ein Auslöser war, dass Lyra in voller Größe vor ihm stand. So drehte sich ihre Schwester zu ihnen wieder um und warf dann in den Raum, dass sie alle gemeinsam zu der Gaststätte gehen könnten. Tamina lächelte ihre Schwester daraufhin an "Das ist eine gute Idee, Lyra.", stimmte sie zu, manchmal musste sie etwas über kleine Schwester schmunzeln, wie erwachsen sie schon war und so voller Selbstbewusstsein.
Diana stimmte ihrer Schwester ebenfalls zu, weshalb die Sache nun damit beschlossen war, dass sie alle zusammen die Rast einlegten. Auf die Frage der Mambo wandte Tami ihren Blick zu dem hageren Bocore, wann sie nun aufbrechen sollten. Seine Antwort ließ Tamina nur schnauben, der Mann hatte wirklich zu viel Ego und seine Arroganz seine Mitmenschen gegenüber brachte Tami nur dazu, dass sie ihn wieder nur abschätzig war nahm, trotz das er ihnen bei der Suche ihres Bruders geholfen hatte.
Tami ging zu ihrer Schwester herüber und legte dieser einen Arm um die Schulter, wandte sich mit einem durchdringenden Blick zu dem Bocore "Keine Sorge, wir werden morgenfrüh vor ihrer Matte stehen, Sir. Dann werden wir sehen, wer seinen Wellnessurlaub benötigt.", warf sie ihm scharf vor die Füße und ließ kurz ein herausforderndes Lächeln aufblitzen. Langsam schob sie sich samt mit ihrer Schwester in Richtung Ausgang.

Die junge Mambo nickte auf den Vorschlag des Bocore hin, auch wenn ihr der trockene Tonfall nicht entging. Kurz hob sie eine Augenbraue, entschied sich dann aber dazu, das nicht weiter zu kommentieren. "In Ordnung. Also morgen früh vor deinem Laden.", bestätigte Diara und wandte sich dann an den Rest, wodurch ihr die Geste des anderen Loas entging. Nero machte schließlich noch einen Kommentar, welcher Di nur schnauben ließ. Antworten brauchte sie darauf jedoch nicht, das übernahm bereits eine der Schwestern und die Mundwinkel der Haitianerin zuckten leicht. Tamina begann bereits, Lyra in Richtung Ausgang zu schieben und Diara sah zu Ben. Sie lächelte ihm kurz zu. "Dann wollen wir mal", sagte sie und ging nun ebenfalls zur Tür.

Zum Glück sah Diara ein, dass wir gehen sollten und allgemein kam Aufbruchstimmung auf. Das war auch besser so, denn nach dem Kommentar des Bocor, hätte ich ihn am liebsten wieder eine reingehauen. Zwar wusste ich nicht, was sein Loa gesagt hatte, aber sein Kommentar reichte. "Besser ist es, bevor ich mich wieder vergesse.", brummte ich leise in Diaras Richtung und nahm unser Gepäck wieder in die Hand, bevor wir den Laden verließen. Dann ging ich auch schon in die Richtung, in der das Gasthaus liegen sollte.

Stumm lauschte Ogoun wie meistens mit verschränkten Armen dem Gespräch, regelten die Damen das doch bisher ganz gut unter sich. Schließlich wurde eine Uhrzeit ausgemacht und Ogoun verschenkte keinen weiteren Blick an den Bocore, nickte jedoch Kalfu zum Abschied zu. Wie gesagt, eigentlich standen sie irgendwie auf derselben Seite, nur vorübergehend leider nicht. Hinter Diara betrat er also das Freie und sah sich kurz um. "Ich hoffe du hast dir die Wegbeschreibung gemerkt, Diara." sagte er auch wenn er wohl die Antwort bereits kannte. Denn selbst wenn sie das getan hatte, so würde sie vermutlich trotzdem konsequent in die falsche Richtung tapsen. Also stellte sich Ogoun schon mal an die richtige Seite und wartete bis alle draußen waren. Mit dem einen Mädchen schien der Bocor noch reden zu wollen, aber das war für ihn sowieso nicht interessant, weswegen er nicht darauf wartete.

Auch Lyra schnaubte nur noch abwertend über das Kommentar des Bocors als Tamina ihr schon einen Arm um die Schulter legte um sie zum Ausgang zu bugsieren. "Und wie wir das tun werden.." murmelte sie noch im Umdrehen und auch die anderen schienen den Laden nun endgültig verlassen zu wollen. Zumindest für heute. Lyra ließ Tamina den Vortritt und hielt als letzte noch die Türe auf, als Nero plötzlich Luft zwischen seine Zähne zog und damit Lyra's Aufmerksamkeit erregte, welche nun den Kopf zu ihm drehte. Seine plötzliche Unsicherheit ließ beide ihrer dunklen Augenbrauen in die Höhe schnellen und nun doch überrascht ließ sie die Türe ins Schloss zurückfallen. "Mit mir?" fragte sie doch verwundert nach, auch wenn leichtes Misstrauen in ihr aufzusteigen begann. Sie wusste zumindest was ein weißer Mann damit auf der Farm gemeint hätte, wenn er eine junge schwarze Frau so ansprach. Gut, dabei wirkten sie nicht so unsicher, aber wer kannte schon die Intentionen dieses Mannes? Lyra hatte genug in der Sklaverei erlebt um jetzt misstrauisch zu sein, auch wenn Nero nicht so aussah als könnte er überhaupt mit einer Frau zugange sein ohne in Einzelteile auseinander zu brechen. Welch absurder Gedanke. Trotzdem war da auch ein gewisses Interesse und Neugierde, was der Voodoopriester gerade von ihr wollen würde. Mit verschränkten Armen trat sie wieder einen Schritt näher, blieb aber auf Abstand. "Worüber denn?" Die Aussage über die 6 Augen ließ sie unkommentiert, denn sie zweifelte nicht daran, dass Nero in Verbindung mit den Geistern und den Loas stand. Sie selbst spürte etwas in diesen Räumen seit dem Ritual, doch was genau das war vermochte sie noch nicht zu sagen.

Bei Benjamins Kommentar sah Diara kurz besorgt zu ihm auf, bevor sie ihm eine Hand auf den Arm legte. "Lieber nicht. Ich will nicht, dass dir Kalfu etwas antut", sagte sie leise zu ihm, während sie den Laden verließen. Di zweifelte nämlich nicht daran, dass der andere Loa seine Drohung wahr machen würde, falls Ben den Bocore wieder anfassen würde. Ob sie einfach einen Schutzzauber über Ben legen sollte? Kurz dachte sie darüber nach und ging im Kopf alles durch, was sie dafür benötigen würde. Inwieweit das gegen einen Petro helfen würde, war eine andere Frage. Damit bekam sie gar nicht mit, dass Lyra ihnen nicht aus dem Laden folgte. Erst Ogouns Worte rissen die Mambo aus ihren Gedanken. "Hm?", machte die Dunkelhaarige und sah den Kriegsloa kurz an, bevor sie blinzelte. "Oh.. ehm.." Diara sah sich um und runzelte die Stirn. Ja, wo war das Gasthaus nochmal? Die dunklen Augen suchten die Straße ab und sie strich sich eine gelockte Haarsträhne aus dem Gesicht. "Sicher", sagte sie schließlich unsicher und hoffte einfach, dass Ben oder Ogoun wussten, wo sie hinmussten. Oder eine der Schwestern? Die Haitianerin sah sich nach den beiden um und bemerkte, dass Lyra fehlte. Abrupt hielt Diara an. "Moment, wo ist Lyra?"

Bei den Worten des Bocor runzelte Lyra erst nur die Stirn, schien er doch mit wem anders zu sprechen. Doch Lyra hatte bereits verstanden, dass dieser Mann in Kontakt zu den Geistern stand und ging deswegen nicht weiter darauf ein was diese ihm scheinbar zuflüsterten. Seine Frage ließ beide ihrer feinen dunklen Augenbrauen in die Höhe schnellen. "Eine Mambo?" fragte sie fast schon ungläubig nach. Tatsächlich interessierte sich Lyra sehr für Voodoo, hatte auch das ein oder andere damals von anderen Arbeitern auf der Farm mitbekommen, doch sie hatte nie die Möglichkeiten gehabt, so etwas erlernen zu können. Trotzdem glaubte sie fest an die Magie und die Wirkung der Rituale sowie an die Geister selbst. Doch was sie erst für einen merkwürdigen Scherz dieses ebenso merkwürdigen Mannes gehalten hatte, klang bei seinen folgenden Worten nun ernster als erwartet. Während er sprach weiteten sich die Augen des dunkelhäutigen Mädchens. Die Geister wollen ihre Seele? Das war also diese neue Präsenz, die sie eben gespürt hatte. Lyra war hin und hergerissen zwischen Verärgerung über diese plötzliche Information und spannender Aufregung, welche sich in ihr ausbreitete. Wenn sie tatsächlich eine Mambo werden könnte, so würden die Chancen noch besser stehen ihren Bruder zu finden. Vor allem nagte da aber auch der Gedanke an Rache an ihr, welche den dunklen Schatten welcher sich an sie geheftet hatte anzog wie Licht die Motten. Denn auch wenn Lyra an sich ein friedlicher Mensch war, so war ihre Hemmschwelle zu weniger moralischen Taten geringer als bei ihrer Schwester. Sie log und stahl ohne mit der Wimper zu zucken, wenn es ihrem Zweck dienlich war.
"Das sind doch gar nicht mal so unwichtige Neuigkeiten, welche man besser vorher bekommen hätte." schnaubte sie leicht, auch wenn tatsächlich wenig Verärgerung in ihrer Stimme zu hören war. Denn tatsächlich überwog die Faszination vor dieser neuen Welt, die sich ihr offenbaren sollte. "Ich verstehe.." murmelte sie und verarbeitete das gesagte erstmal, bevor sie bei seinen letzten Worten nun zum Bocore aufblickte. "Wenn das so ist, dann bring mir diese Dinge bei! Unterrichte mich in der Kunst des Voodoo!" bat sie ihn nun und trat einen Schritt näher an ihn heran, ein gewisses Funkeln in ihren Augen verriet den Eifer, welcher nun in ihr entflammte. "Das bist du mir irgendwo schuldig für das auslassen dieser Information. Und ich weiß, dass ich das lernen kann!" fügte sie leiser hinzu und sah kurz zur Tür. Wenn Tamina davon erfuhr wäre sie sicher gar nicht begeistert. "Aber das muss vorerst unter uns bleiben, hörst du? Meine Schwester würde schwarze Magie niemals unterstützen." sprach sie nun hastig aus, ignorierte kurz in Gedanken jede höfliche Form.

Seine Reaktion überraschte sie erst kurz, doch Lyra war nun mal ein forscher Mensch und wenn sie jetzt schon mit diesen Geistern umgehen musste, so musste sie immerhin auch lernen mit diesen zu arbeiten und mit ihnen umzugehen. Und als gläubige Anhängerin des Voodoo hatte sie keine Zweifel an der Macht, die einem diese Verbindung gab. Gut, dass es jetzt ausgerechnet dunkele Magie werden würde, war nicht ihr Plan gewesen aber seis drum. Alles was den Schwestern half war Lyra in diesem Moment Recht. Schließlich stimmte er zu und ihr Gesicht hellte sich kurz auf. "Perfekt!" Sie dachte gerade daran wieder hinauszugehen bevor Tamina Verdacht schöpfen würde als der Bocor nach kurzem Zögern seinen Arm hochkrempelte und damit dicke schwarze Beulen zum Vorschein kamen. Unwillkürlich trat Lyra einen Schritt wieder auf ihn zu und runzelte leicht die Stirn während sie diese betrachtete. Bei den Worten des Mannes sah sie in seine Augen, dessen Ausdruck sie nicht deuten konnte. Doch so hatte er bisher kein einziges Mal geschaut seit sie ihn getroffen hatten. Seine Worte schienen ernst gemeint zu sein, als wollte er sie tatsächlich davor bewahren denselben Fehler zu machen wie er, worin dieser auch immer bestanden hatte. Aber diese Beulen schienen zu bestätigen, dass das Spiel mit der schwarzen Magie seine Tücken hatte, auch wenn er diese gut zu verbergen versuchte. Alles hatte nun mal seinen Preis, so war es schon immer im Leben. Kurz schluckte die junge Frau. "Ich verspreche es." erwiderte sie leise als kurze Zeit später eine Stimme in ihrem Kopf auftauchte, welche sie kurz zusammenzucken ließ. War das der Loa gewesen? Sie sah sich schnell um als würde sie noch jemanden in diesem Raum erwarten doch da war keiner. Wieder schluckte sie und versuchte die Furcht vor dem für sie noch unsichtbaren Loa zu unterdrücken. Durch die Fenster des Ladens sah sie jedoch wie Diara sich umzusehen schien und Lyra wusste, dass sie für den Rest ihrer Fragen wohl gerade keine Zeit hatte. Ein letztes Mal wandte sie sich zu Nero. "Ich werde euch keine Probleme bereiten und mir Mühe geben." versicherte sie ehe sie ihren Reisesack wieder aufnahm und schnell nach draußen eilte, bevor die anderen reinkommen würden. Draußen sah sie zwischen den anderen umher und lächelte leicht, wenn auch etwas gespielt. "Tut mir Leid, ich hatte nur etwas vergessen." log sie wie auf Kommando und setzte sich in Bewegung.