Roxane
Katharina schien Roxane sehr ähnlich zu sein, jedenfalls mochte sie die andere Dame auf Anhieb. "Oh, du bist auf einem Bauernhof groß geworden? Wie aufregend! Mein Vater ist Händler. Ich bin also relativ wohlhabend groß geworden, aber ich habe immer davon geträumt mal eines Tages einen Bauernhof zu haben. Mit den ganzen Tieren und so." gestand sie lächelnd. Dass ihr Bruder Katharina dazu überredet hatte, entlockte Roxy ein Lachen. "Mein Bruder wollte nicht, dass ich gehe. Er fürchtete, er würde mich nie wieder sehen. Aber ich glaube kaum, dass der Graf mich erwählt. Es gibt so viele Frauen, die ihm viel mehr zu bieten haben als ich." Die dunkelhaarige Schönheit zuckte mit den Schultern. Immer weiter wand sich die gepflasterte Straße den Berg hinauf. Bald mussten sie oben sein.

Dmitri
Stallburschen führten das Pferd der Dame in Richtung des Stalls. Dmitri entgingen nicht die misstrauischen Blicke, die das Tier ihm zuwarf. Dienstboten nahmen Ladas Taschen und brachten sie bereits hoch ins Schloss. "Eure Sachen werden auf Euer Zimmer gebracht. Die anderen Damen werden gleich eintreffen. Der Graf wird Euch begrüßen, sobald alle da sind. Wartet doch bitte solange hier im Hof oder in der Eingangshalle. Dort stehen auch Speisen und Getränke zur Verfügung." erklärte Dmitri monoton und musterte sie abschätzig. Hässlich war sie wirklich nicht, aber das war vermutlich keine der Damen, die kommen würde. Eigentlich hätte er jedoch am liebsten nur seine Ruhe. Mit der war es jetzt vermutlich allerdings die nächsten Tage vorbei. Schließlich musste er die Damen begleiten, wenn der Graf tageslichtbedingt ans Schloss gebunden war.

Roxane
"Besser tot ins Bett fallen als abends nicht schlafen können, weil man den ganzen Tag nichts anderes machen durfte als kleine Deckchen zu besticken." antwortete Roxy lachend. Zum Glück war ihr Vater da wesentlich lockerer gewesen. Wenn er da war, hatte er sie in den Garten entführt, um ihr das Bogenschießen beizubringen oder um ihr die Bäume und Blumen der Welt zu zeigen. "Ich hatte immer nur Caligula. Aber er ist das beste, was mir passieren konnte." erzählte sie zufrieden.
Als Katharina plötzlich ernster wurde, sah Roxane sie an. Röte schoss auf ihre kreidebleiche Haut. "Danke vielmals. Ich weiß aber gar nicht, ob ich das könnte. Eine Gräfin sein? Ich weiß nicht." Roxane verstummte, als sie durch das offene Tor ritten. Im Hof stand ein junger Mann mit tiefschwarzen Haaren, der auf sie zu warten schien. Elegant stieg Roxane vom Pferd, als der Mann sich als Dmitri vorstellte und ihnen erklärte, dass er der Ansprechpartner für die nächsten Tage sei. Roxane bedankte sich höflich und nannte ihren Namen. Dann sah sie zu, wie Stallburschen Caligula und Katharinas Kaltblut in den Stall brachten und Diener ihre Taschen ins Schloss trugen. "Nanu, das geht ja alles fix hier." sagte sie zu Katharina, etwas überrumpelt davon, wie groß und geschäftig hier alles war.

Vlad
Der Graf spürte, wie sich die beiden Frauen kleiner machten. Augenblicklich schlug er die Augen auf und richtete sich ein wenig auf, sodass er die beiden sehen konnte. Um jede legte er einen Arm. "Meine Liebsten, fürchtet mich nicht. Es gibt so viele, die mich fürchten müssen, aber doch nicht ihr." sagte er sanft und zog beide enger an seine Brust. Im Hof nahm das Treiben schon beinahe lärmende Ausmaße an. Vlad hörte Hufe, das laute Pumpen der Pferdeherzen, die Schritte der Diener und der ersten Damen. "Versprecht mir, dass ihr ihr eine Chance gebt und ich verspreche euch, was ich euch in der Nacht versprochen habe, als ihr für immer meine wurdet. Ich werde euch lieben und schützen, bis in alle Ewigkeit."

Vlad
Ein Lächeln trat auf die Lippen des Grafen und ganz leicht konnte man die spitzen Eckzähne des Vampirs erahnen, etwas, was ihm in Gegenwart von Menschen niemals passieren würde. Doch hier waren nur seine Frauen, weshalb er sich nicht zu verstecken brauchte. "Sehr gut. Und nun aufstehen. Ich muss mir noch was gescheites anziehen und ich will sehen, wer uns da mit seiner Anwesenheit beehrt." meinte Vlad und stand langsam auf. Lockeren Schrittes ging er zum Schrank und nahm ein einfaches weißes Hemd sowie eine Jacke aus rötlich-braunem Wildleder heraus. Die Schultern der Jacke, der Kragen und zwei breite Streifen auf der Vorderseite waren mit Leder besetzt und verstärkten das empfindliche Wildleder an den wichtigen Stellen. Die Schließen waren aus feinen metallernen Broschen. Vlad schloss alle bis auf die Oberste, welche ca auf Höhe seines Herzens saß, und legte einen Gürtel um, dessen Schnalle im Licht der Kerzen funkelte. Sein Schwert gürtete er ebenfalls. Welcher Graf ging schon ohne Schwert irgendwo hin? Seine dunkle Hose und die ledernen Stiefel ließ er an. Dann drehte er sich zu den Frauen herum. "Was sagt ihr? Kann ich so gehen?" fragte er skeptisch. Sein Blick fiel in den Spiegel, aus welchem ihn die schwarzen-roten Augen seiner Vampirgestalt entgegenblickten. Nur Spiegel vermochten es, die wahre Gestalt eines Vampirs gegen seinen Willen zu offenbaren. Vlad fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. "Wisst ihr, ob der Wolf den Spiegel im Ballsaal verhängt hat, wie befohlen?" Die riesige Spiegelwand im Ballsaal war von Vlads Eltern eingebaut worden. Bei menschlichen Festen war es stets schön gewesen, in diesem riesigen Spiegel die anderen Tänzer zu sehen. Und auch heutzutage sah Vlad gerne sich und seine Frauen tanzen. Doch wenn Menschen anwesend waren, würde er offenbart werden, sobald man ihn im Spiegel sah. Das wollte er tunlichst vermeiden.

Roxane
Sie lachte leise. "Das stimmt. Schrecklich. Als wären wir Pakete oder Post. So motiviert wirkte der junge Bursche da auch." tuschelte sie Katharina zu und folgte ihrem Blick zu dem anderen Mädchen, welches bereits auf der Bank saß. "Sollen wir sie ansprechen?" fragte Roxane. Die junge Frau war schon immer sehr aufgeschlossen gewesen und früher oder später würden sie sich ja eh alle kennenlernen. Warum also nicht direkt?