Rahne
"Keine Ahnung, vielleicht Folterkammern oder die Leichenkammer." kommentierte Rahne beiläufig, natürlich als Scherz. Und tatsächlich sah der nächste Flur deutlich düsterer aus. Von den Neonröhren an der Decke leuchtete nur jede Dritte und die Türen waren aus dickem Metall mit einem kleinen Fenster drin. Neugierig lief Rahne ein paar Schritte den Gang entlang und schaute in eines der Fenster. Was sie sah, ließ sie zurückzucken. "Da ist ein Junge drin. Er ist an so komischen Seilen aufgehängt!" stellte Rahne verschreckt fest.

Rahne
"Er lebt noch..." stellte sie leise klar, als sie den trüben Blick des Jungen auf sich spürte. Von einer ängstlichen Neugierde getrieben ging sie den Flur entlang. Tapps, tapps, tapps, klangen ihre nackten Füße auf dem grauen Stein. Ihr Blick fiel in den nächsten Raum. Eis bedeckte die Wände und sie sah ein Mädchen, was in einer Ecke zusammengekauert war. Immer weiter und weiter lief sie. Ein Junge mit Schuppen wie eine Eidechse, ein Mädchen mit schrecklichen Verbrennungsmalen auf ihrer Haut, ein kleines Kind mit Flügeln. Voller Entsetzen lief Rahne an den geschlossenen Türen vorbei, bis sie plötzlich stolperte. Der Gang war zuende und Rahne fiel gegen eine eiserne Tür, welche unter ihrem Gewicht mit einem lauten Quietschen aufschwang. Die Schottin purzelte in einen dunklen Raum und blieb benommen liegen.

Rahne
Stöhnend rappelte sie sich auf. Schmerz pochte an ihrer Schläfe und als sie die Hand hob, um zu tasten, war Blut an ihren Fingern. Plötzlich wurde ihr schlecht und Schmerz flammte in ihrem Körper auf. Panik überfiel sie. Überall war es dunkel. Wo waren die anderen? Da konnte sie Schritte hören und die Stimmen der beiden. "Ich bin hier!" rief sie kläglich und zog sich an der offenen Metalltür hoch.

Rahne
Ehrliche Freude, dass die anderen wieder da waren, stand in ihrem Gesicht, als sie sich auf die Füße helfen ließ. "Danke..." murmelte sie und klopfte sich den Staub ab. "Gute Frage..." murmelte sie und sah sich um. Die Stille war fast schon unangenehm, lediglich durchbrochen vom Schlagen vierer Herzen... Moment. Sie waren nur zu dritt! "Hört ihr das? Hier schlägt noch ein viertes Herz..." bemerkte Rahne irritiert und sah sich um. Doch die Dunkelheit ließ sie nichts erkennen. Außerhalb des etwa einen Meter breiten Lichtstreifens, in dem die drei standen, wurde der Raum von Schwärze bestimmt, so dunkel und so dick wie Tinte. Da war etwas in der Finsternis! Rahne konnte es spüren!

Rahne
"Ich BIN nicht paranoid!" bemerkte sie empört, als die beiden an ihrer geistigen Gesundheit zweifelten. "Vielleicht seid ihr ja einfach taub." Und tatsächlich erklang das Klirren von Ketten, so laut, dass es Rahne in den Ohren schmerzte. "Weg hier..." zischte die Schottin und wich rückwärts in Richtung des Lichts zurück. Sie war sich so sicher, dass etwas in diesem Raum war. Und mit etwas meinte sie auch etwas. Der Herzschlag war viel zu langsam für einen Menschen.