Ditzlin | Trainingsplatz
Nur langsam entglitt der junge Ritter seinen Tiefschlaf und blinzelte angesichts der blendenden Sonnenstrahlen, die durch das Fenster fielen. Mit einem Gähnen und einem gemurmelten "Guten Morgen" setzte Ditz sich auf, erwartend seine 2 Zimmergenossen zu sehen, die ebenfalls gerade beim Aufstehen waren. Doch die Betten waren leer und nach mehrmaligen Umschauen registrierte Ditz, dass die beiden weg waren.
Ein ungutes Gefühl überkam ihn. Er sprang aus dem Bett und schaute besorgt nach draußen. Tatsächlich, es war schon späterer Morgen und wie er hören konnte war das Training schon im vollen Gange. "Scheiße", fluchte er und machte sich panisch fertig. Er hatte verschlafen! Nach dem langen Abend in einer Schenke gestern war er anscheinend so müde gewesen, dass er bei Sonnenaufgang noch hatte liegen bleiben wollen, als seine Zimmergenossen ihn aufs Aufstehen aufmerksam gemacht hatten, wie er sich jetzt erinnerte. Aber wie es natürlich kam, war Ditz wieder eingeschlafen und hatte ordentlich viel vom Morgen verpasst, der eigentlich bei Sonnenaufgang beginnen sollte.
Hastig legte er seine Rüstung an und brauchte dabei schon fast länger, als wenn er es in Ruhe getan hätte. Ohne jegliches Frühstück schnappte er sich sein Schwert und stürmte nach draußen noch immer an einem Riemen an seinem Arm fummelnd.
Der junge Mann erreichte genau dann den Trainingsplatz, als ein Bursche mit einigen Strohhalmen in der Hand zum Prinzen trat. Innerlich auf eine Zurechtweisung wappnend stellte er sich zu den anderen Rittern, die neugierig, aber auch schmunzelnd guckten, und hoffte inständig, dass er wegen seiner Verspätung keine Strafe bekam.

Ditz
Sein Herz rutschte ihm schon in die Hose, als Ditz vom Prinzen aufgefordert wurde als erstes gegen Sir Leon zu kämpfen. Der muskulöse, große Ritter war einer der besten Schwertkämpfer und war ein ziemliche Herausforderung für den schmächtigen Ditz, der noch nicht einmal aufgewärmt war.
Dazu kam das Lächeln Arthurs, was ihm mehr zu schaffen machte als ein rein böser Blick.
Letzteres bekam er dann aber auch, als der Thronfolger auf ihn zutrat. Ditz verspürte den Wunsch, vom Erdboben aufgefressen zu werden, um der Tirade zu entgehen, die ihn eindeutig bevorstand. Sein mulmiges Gefühl sagte ihm, dass er sich nicht unbedingt den besten Tag für seinen Fehler ausgesucht hatte, wenn es um die Laune des Prinzen ging.
Um seine Ehre noch irgendwie zu wahren, versuchte er, in das Gesicht seines Gegenübers zu blicken, doch nach nur ein paar Augenblicken war es ihm nicht mehr möglich. Seine Augen starrten lieber beschämt zu Boden. Erschrocken zuckte er zusammen als die ruhige Stimme zu wütendem Schreien wurde und fühlte sich gedemütigt, als hätte man ihm eine Ohrfeige gegeben.
Die Ehre, die er versucht hatte, bei sich zu halten, verflog schnell und am Ende des Anbrüllens, fühlte sich Ditz nicht besser als der Pferdemist, der nicht weit entfernt herumlag. Auch seine verschwundene Würde ließ ihn sich nicht gerade als wirklicher Ritter fühlen.
Er schluckte nocheinmal und musste erstmal seine Stimme finden, bevor er antworten konnte:"Ja, Mylord, es wird nicht wieder vorkommen." Er versuchte ein weiteres Mal in Arthurs Augen zu sehen, um einem Ritter Camelots noch irgendwie würdig zu sein, doch nur ein kleiner Kontakt mit dem durchbohrenden Blick des Prinzen, ließ ihn erschaudern und die Augen wieder sinken. Allein um diesen Blick nicht nocheinmal zu begegnen, würde er nicht wieder zu spät kommen wollen.

Nesto | Tal der gefallenen Könige
Vorsichtig bewegte sich der junge Doppler durch die dichten Bäume des Waldes. Aus Angst irgendetwas auf sich aufmerksam zu machen wagte er es nicht einmal wie gewohnt vor sich hinzupfeifen, sondern verhielt sich vollkommen still. Die Älteren hatte viel zu oft Geschichten über böse Kreaturen erzählt, das Nesto noch verunsicherter war als er es ohnehin schon war. Die Gestalt des Kaufmannes, welcher ihm unterwegs über den Weg gelaufen war, war ungewohnt. Dementsprechend bewegte der sich etwas unkoordiniert und tollpatschig, allerdings war er sehr stolz auf sich eine Person so perfekt kopiert zu haben. Sein Weg führte den Doppler nach Camelot, wo er das Leben der Menschen etwas kennenlernen wollte. Nachdem er sich noch etwas durch das Unterholz geschlagen hatte, erreichte Nesto den Weg. Dort erblickte er einen Reiter, welcher es recht eilig zu haben schien. "Sire, wartet! Wäret ihr so freundlich und würdet mit Geleitschutz durch diesen Wald geben?" Fragte er höflich.

Nesto | Tal der gefallenen Könige
Das der Reiter anhielt beruhigte Nesto für einen kurzen Moment. Als er ihn dann allerdings etwas musterte, bemerkte er einen tropfenden Beutel am Sattel des Pferdes. Stirnrunzelnd wandte er den Blick davon ab und sah stattdessen den weißhaarigen Mann an. Seine emotionslose Stimme verunsicherte ihn gewaltig. "Ich... ähm... bin... Nesto und ich... ähm... bin auf dem Weg nach... Camelot. Ja. Alleine unterwegs bin ich immer. Allerdings scheine ich mich etwas... ähm... verlaufen zu haben. Und hier sind so... ähm... böse Wesen im Wald..." Stolz auf seine nicht ganz gelogene Antwort atmete der Doppler einmal tief durch. Mit einem unsicheren Blick musterte Nesto das Pferd. Diese Geschöpfe waren ihm recht suspekt. "Waren? Ähhhhm... Waren?! Ähm... die Waren... Natürlich! Die... ähm... wurden mir entwendet... nein. Ich habe sie verloren glaube ich... ähm..." am liebsten würde er auf der Stelle im Boden versinken. Daran hatte er nun wirklich nicht gedacht.

Nesto | Tal der gefallenen Könige
Angespannt beobachtete er den Gesichtsausdruck seines Gegenüber. Jedes falsche Wort könnte den Doppler das Leben kosten. "Ähm... es tut mir leid euch enttäuschen zu muss, Sir, aber ich habe noch nie etwas von Ihnen gehört." Entschuldigte er sich und senkte den Blick. Eigentlich hoffte Nesto immernoch das Geralt ihm glaubte, allerdings vermutete er das es wohl eher nicht der Fall war. So unglaubwürdig wie er es erklärt hatte standen seine Chancen eher schlecht. Aber sofort aufgeben wollte er auch noch nicht. "Jaa, das.. ähm... erzähle ich euch. Schön euch kennenzulernen, König Cenred!" Versuchte er es noch einmal nicht wirklich überzeugend. Dann seufzte er. "Ok ok, ihr habt gewonnen. Ich bin wirklich auf dem Weg nach Camelot. Allerdings nicht um wirklich etwas zu verkaufen oder so. Ich ähm..." Nesto holte einmal tief Luft. "Bin ein Doppler. Aber bitte bitte tut mir jetzt nichts!" Bemerkte er ängstlich.

Nesto | Tal der gefallenen Könige
"Unerfahren? Ich? Wie kommt ihr denn darauf?" Fragte Nesto leicht ironisch. "Ähm... wirklich gut zu wissen." Die Aussage das er ihn nicht töten würde, ließ ihm den Hexer doch gleich sympathischer erscheinen. "B... besser werden? Meine Tarnung?" Ob das wirklich funktionieren würde war der Doppler sich nicht sicher. Und schon garnicht kurzfristig. Aber Geralt hatte recht. So einen Auftritt wie eben könnte er sich wirklich nicht noch einmal leisten wenn er noch ein bisschen leben wollte. Immernoch etwas skeptisch dem Pferd gegenüber, ergriff er die Hand des Hexers und kletterte vor ihm auf den Pferderücken. "Natürlich. Ich denke mal ich bin euch einige Antworten schuldig wenn ihr mich einfach so mitnehmt."

Nesto | Tal der gefallenen Könige
"Warscheinlich hast du recht. Wenige Minuten sind nicht viel Zeit und das ist nicht gut. Aber was sollte ich den bitte überzeugend spielen? Ach ich habe mir das viiiel einfacher vorgestellt..." leise seufzte er. "Dieser bemitleidenswerte Händler war halt der erste der mir über den Weg gelaufen war. Ohne mir weiter Gedanken gemacht zu haben, habe ich ihn einfach kopiert..." Erklärte Nesto schuldbewusst. Das war wirklich keine gute Idee gewesen. Aber zum Glück war er zuerst dem Hexer begegnet und keinem Menschen. Das hätte bestimmt nicht so nett geendet. Die kurze Stille nutzte er damit, das er sich von der ganzen Aufregung zu erholen. "Ich will einfach ein paar Erfahrungen in Sachen Menschenleben sammeln um meine Kopien etwas... überzeugender wirken zu lassen. Das kann so nämlich nicht weitergehen. Du hast ja gesehen wie glaubwürdig ich bin."